Meinung

Jetzt hat Putin verstanden, was der Westen wirklich will

Für Wladimir Putin, der Russland in den Westen integrieren wollte, ist der Abschied von Illusionen nicht leicht. Gegen Ende des laufenden Jahres hat er sich der schmerzhaften Desillusionierung öffentlich gestellt. Er verdient dafür Respekt: Es ist selten, dass Machtmenschen in solchen Positionen bereit sind, Fehler zuzugeben.
Jetzt hat Putin verstanden, was der Westen wirklich willQuelle: Sputnik © Vadim Savitskii / Verteidigungsministerium der Russischen Föderation

Von Tatjana Montjan 

2022 war das Jahr überraschender Erkenntnisse und erstaunlicher Entdeckungen. Mehr und mehr erschließt sich etwa dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Verlogenheit und Falschheit des kollektiven Westens und er lässt uns alle an seinem hinzugewonnenen Wissen teilhaben. In seiner Rede im russischen Verteidigungsministerium am 21. Dezember gab Putin zu, er habe seit seinem Amtsantritt danach gestrebt, Russland in die "zivilisierte" Welt einzubinden, stelle nun aber fest, dass wir dort nicht willkommen seien. Der Westen habe andere Ziele im Sinn: Russland mundgerecht zu zerteilen und zu verspeisen, so der Präsident. Wer hätte das gedacht? 

Nur naive Menschen konnten daran glauben, dass der Westen uns nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr als Feind und Konkurrenten betrachten würde. Folge der naiven Vorstellung, der Westen habe den Kalten Krieg 1991 auch beiseitegelegt, war die den hungrigen Haien und Krokodilen bis zuletzt für Frieden und Freundschaft ausgestreckte Hand. Noch ein wenig und sie wäre abgebissen worden.

Seit dem Zusammenbruch der UdSSR haben unsere "geschätzten westlichen Partner", die Regierungen der ehemaligen Republiken mit ihren Wirtschafts- und Reformberatern überschwemmt und bei uns ein oligarchisches System etabliert, um den Transfer der nationalen Ressourcen an sie zu optimieren. Dabei haben sie offensichtlich nicht einmal eine ihnen günstige, dauerhafte Partnerschaft mit den postsowjetischen Ländern und den sie führenden Eliten im Sinn gehabt. Sie haben den Nazi-Abschaum in ausnahmslos allen postsowjetischen Republiken heraufbeschworen und unterstützt und trompeten nun, dass die eine Ethnie besser sei als die andere und eine Art "Titularstatus" haben sollte.

Mit welchem Ziel? Doch nur einem: Unsere Länder endgültig in Chaos und blutigen Zwist zu stürzen und so unsere Reichtümer rauben zu können, ohne uns auch nur ein paar Krümel dazulassen. Die Politik des "Teile und herrsche" diente noch nie den Interessen der Geteilten und Beherrschten. 

Uns wäre so manches erspart geblieben, wenn sich die Augen aller auf Strategie, Taktik, Ziele und Verlogenheit des Westens früher geöffnet hätten. Doch machen wir Putin keinen Vorwurf: Bis jetzt sind viele brillante Leute, einschließlich solcher in den Korridoren der Macht und sogar in seinem Umfeld, den alten Illusionen über den Westen erlegen und haben immer noch nichts begriffen. Putin ist mit seinen Erkenntnissen immer noch schneller als 90 Prozent der postsowjetischen Eliten. Besser spät als nie.

Tatjana Montjan ist eine prominente ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin mit Millionenpublikum. 2004 noch auf der Seite des ersten Maidan, bezeichnete sie den Euro-Maidan im Herbst 2013 als Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit und stellte sich entschieden gegen diesen. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt tägliche Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. Ihr Kanal auf Youtube wurde im Frühjahr durch das US-Unternehmen gelöscht. 

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.