Wirtschaft

Antirussische Sanktionen: Diese Branchen bekommen bei russischem Gasstopp massive Probleme

Die antirussischen Sanktionen des Westens stürzen vor allem den ehemaligen Exportweltmeister Deutschland ins wirtschaftliche Chaos. Während Russland für Öl und Gas Großabnehmer in Asien gefunden hat, sind in Deutschland zahlreiche Branchen von der Gasknappheit bedroht.
Antirussische Sanktionen: Diese Branchen bekommen bei russischem Gasstopp massive ProblemeQuelle: www.globallookpress.com © Frank Sorge via Imago Images

Weil Russland sein Öl und Gas infolge der antirussischen Sanktionen im größeren Maße vor allem nach China und Indien verkauft und auf Lieferungen nach Europa immer weniger angewiesen ist, stöhnen insbesondere die EU-Länder über das Fehlen dieser bis vor Kurzem günstigen und zahlreich vorhandenen industriellen Lebenselixiere. Laut einem Bericht des Handelsblatts vom Dienstag sind davon besonders zahlreiche Branchen in Deutschland betroffen – auch solche, die man auf den ersten Blick nicht direkt darunter vermuten würde.

Aufgrund der Sanktionen, die Wartungsarbeiten der Firma Siemens bei Nord Stream 1 behindern, fließt beispielsweise nur noch knapp die Hälfte der Vorkriegsgasmenge durch die Pipeline.

Vor allem die Chemie- und Stahlindustrie träfe das wie bereits bekannt hart. Doch eine Untersuchung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Marktforscher von Calculus Consult, die dem Handelsblatt vorliegt, kommt zu dem Ergebnis: Noch viel mehr Branchen sind auf russisches Gas angewiesen. Sie würden durch einen weiteren Lieferstopp stark eingeschränkt.

Die Studie zeigen auf, wie groß der Gasanteil am gesamten Energieverbrauch der jeweiligen Branche ist. Konkret: Wie viel Gas aus Russland und den umliegenden Ländern setzen die Unternehmen einer Branche ein.

Chemie:

Besonders betroffen ist die Chemiebranche, die in Deutschland eines der wirtschaftlichen Flaggschiffe ist. Für die mehr als 2.000 Chemie-Unternehmen in Deutschland ist Gas einer der wichtigsten Energieträger, aber auch Grundstoff für viele Produkte, zum Beispiel für die Basischemikalie Ammoniak.

Die 2,5 Millionen Tonnen Ammoniak, die jedes Jahr aus Gas und Wasserstoff hergestellt werden, sind Ausgangsstoff für Düngemittel oder medizinischen Produkte. Der russische Gasanteil am Energieverbrauch beträgt hier 17,3 Prozent.

Getränkeindustrie:

Etwa 25 Prozent der in der Getränkeindustrie eingesetzten Energie ist Gas aus Russland beziehungsweise dem russischen Umland – und nimmt damit den Spitzenwert der Studie ein. Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, gibt sich besorgt:

"Ein Lieferstopp hätte dramatische Auswirkungen für die gesamte Getränkeindustrie – auch indirekt."

Zum Teil gibt es im Handel bereits jetzt Lieferengpässe bei bestimmten Biersorten. Doch nicht nur Getränkehersteller seien etwa mit Braukesseln und sonstigen energieintensiven Abläufen in der Produktion in hohem Maße von Importgas abhängig. Es beginne schon bei Vorlieferanten, etwa Mälzereien oder den Produzenten für Glas, Dosen, Kartonagen und anderen Verpackungen. Gerade Glasflaschen sind jetzt schon Mangelware.

Papier/Pappe/Druckerzeugnisse:

Ein möglicher Lieferstopp für russisches Erdgas wegen der Sanktionen könnte nach Branchenangaben die Papierherstellung erheblich beeinträchtigen. Alexander von Reibnitz, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands "Die Papierindustrie", meinte dazu:

"Ein Gasembargo würde für die Papierindustrie praktisch einen flächendeckenden Produktionsstopp bedeuten."

Besonders Lebensmittel- und Medikamentenverpackungen wären davon betroffen, aber auch Hygienepapiere für Medizin, Pflege und für zu Hause, Spezialpapiere wie Filter und Messstreifen sowie Druckpapier für Zeitungen, Zeitschriften, Kataloge oder Prospekte.

Auch bei der Erstellung und Duplizierung von Printmedien geht es vor allem um für die Herstellung nötige Prozesswärme, hier stammt fast 20 Prozent der benötigten Energiemenge aus Russland. Im laufenden Jahr hat die Branche die Preise für ihre Produkte bereits teilweise bis zu 20 Prozent erhöht.

Pharmazeutische Erzeugnisse:

Ein Stopp der Lieferung von Gas an die Pharmaindustrie in Deutschland könne die Produktion lebenswichtiger Medikamente gefährden, warnen Branchenvertreter. Auch das angespannte Verhältnis zu China trage dazu bei. Sowohl DAX-Unternehmen wie BASF als auch Mittelständler aus der Branche sind zum Teil deutlich auf Energieträger aus Russland angewiesen, sowohl in der eigenen Herstellung als auch mit Fokus auf chemische Vorprodukte. Auch hier beträgt der Anteil der russischen Energie etwa ein Fünftel des Gesamtvolumens.

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