Russland

Podoljakas Wochenrückblick: Kiew in taktischer Sackgasse, russische Truppen stürmen Artjomowsk

An mehreren Frontabschnitten sei Russland, so Juri Podoljaka in seiner neuesten Analyse, zum Angriff übergegangen. Dabei seien an allen Schwerpunkten um Ugledar, Artjomowsk und auch im Norden Fortschritte zu verzeichnen. Ukrainische Gegenangriffe seien überall gescheitert.

Nahezu am gesamten Frontabschnitt Donbass erhält Russland den Druck aufrecht, stellt Juri Podoljaka fest. Für die Ukraine scheint ein Zusammenbrechen der Front hier so no wie nie zuvor zu sein: Ein Anzeichen dafür war die Sprengung einer Brücke südwestlich von Artjomowsk durch die ukrainischen Streitkräfte – eine Brücke auf der Strecke von dort zum Ballungsgebiet Slawjansk-Kramatorsk.

"In ukrainischen Kreisen wie in russischen wird die russische Artjomowsk-Offensive zunehmend mit dem Fleischwolf von Verdun verglichen, wo die vorrückenden deutschen Truppen dem Feind gerade dank der Überlegenheit der Artillerie viel mehr Verluste zugefügt und so einen beträchtlichen Teil der französischen Armee niedergemäht hatten."

Eine mögliche ukrainische Offensive am nördlichsten Frontabschnitt Charkow – Swatowo, um die sich Gerüchte ranken, hält der Journalist wiederum zwar für nicht unmöglich, aber für aussichtslos: Bei einem Durchbruch würden sich Kiews Truppen an der zweiten Verteidigungslinie festfahren.

"Ich habe das bereits erwähnt, dass die ukrainischen Kräfte in einer klaren taktischen Sackgasse festsitzen. Was im Sommer funktionierte, als die russischen Truppen noch keine feste Verteidigungslinie hatten – nämlich, unsere Stellungen aufzuklären, kurze Artillerieangriffe auf Stützpunkte durchzuführen und nach entsprechendem Rückzug unserer Truppen auf die nächsthinteren Linien unsere Stellungen einzunehmen –, diese Taktik funktioniert nicht mehr. Aber der Feind versucht hartnäckig, diese Taktik in kleinen Gruppen auch in den Dezembergefechten zu reproduzieren – mit schweren Verlusten."

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf Youtube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

Mehr zum Thema - Donbass Offensive schreitet weiter voran – Russisches Verteidigungsministerium

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.