Russland

Russland: Neuer Atom-Eisbrecher wird am 29. November in Dienst gestellt

Der Atom-Eisbrecher "Ural" wird als drittes Schiff des weltweit größten und leistungsstärksten Eisbrechertyps Ende November in Dienst gestellt. Parallel dazu soll sein Schwesterschiff vom Stapel laufen. Die Eisbrecher sollen auf der Nordwestpassage eingesetzt werden.
Russland: Neuer Atom-Eisbrecher wird am 29. November in Dienst gestelltQuelle: Gettyimages.ru © NurPhoto

Der Atom-Eisbrecher "Ural" des Projekts 22220 wird Ende November in Dienst gestellt. Dies berichtete am Mittwoch der amtierende Geschäftsführer des russischen Staatsunternehmens Atomflot Leonid Irliza im Rahmen der Sitzung "Ausführung infrastruktureller Projekte der Nordostpassage unter Sanktionsbedingungen" in Murmansk. Parallel dazu soll ein weiteres Schiff dieser Klasse, die "Jakutia", vom Stapel laufen. Irliza erklärte:

"Am Baltischen Werk wird am 22. November der Stapellauf der 'Jakutia' erfolgen, gleichzeitig wird die 'Ural' zum Auslaufen vorbereitet. Ende des Monats erwarten wir deren Indienststellung bei unserem Unternehmen."

Die Unterzeichnung des Abnahmeprotokolls der "Ural" ist Irliza zufolge am 29. November geplant.

Der stellvertretende Leider der Abteilung für Ausführung der Nordostpassage-Projekte Konstantin Stasjuk erklärte seinerseits auf der Sitzung, dass gegenwärtig der Bau der "Jakutia" und eines weiteren Eisbrechers, der "Tschukotka", voranschreite. Die beiden Schwesterschiffe sollen jeweils in den Jahren 2024 beziehungsweise 2026 in Dienst gestellt werden. Stasjuk zufolge betrage die Lokalisierung der Schiffe 96 Prozent. Er erklärte:

"Der Auftragsbearbeiter, das Baltische Werk, befindet sich schon seit 2014 unter westlichen Sanktionen. Alle diesbezüglichen Probleme sind abgearbeitet."

Die Verschärfung der Sanktionen sei freilich spürbar gewesen, so Stasjuk weiter. Es habe Fälle von Nichtlieferung der Ausrüstung gegeben. Selbst diejenigen westlichen Partner, die die Ausrüstung bereits geliefert hätten, weigerten sich, Einrichter zu schicken. Dennoch würden alle Probleme gelöst: "Die 'Ural' bestand ihre Probefahrt und wird am 23. November nach Murmansk auslaufen."

Die größten Eisbrecher

Der Atom-Eisbrecher "Ural" ist das dritte Schiff des Projekts 22220. Seine Schwesterschiffe "Arktika" und "Sibir" stehen seit Oktober 2020 respektive Dezember 2021 im Dienst. Die Kiellegung der "Ural" erfolgte im Juli 2016, der Stapellauf im Mai 2019.

Mit über 173 Metern Länge, 34 Metern Breite, 33.500 Tonnen Verdrängung und einer Triebwerkleistung von 36.000 kW sind die Eisbrecher des Projekts 22220 die größten und leistungsstärksten Schiffe ihres Typs. Wie Atomflot erklärte, können diese Schiffe gleich effektiv auf der Nordostpassage und in Mündungen sibirischer Flüsse segeln. Die Eisbrecher können Öltanker von bis zu 100.000 Tonnen Verdrängung begleiten und eine Eisschicht von bis zu drei Metern Dicke überwinden. Auf offenem Wasser entwickeln sie eine Geschwindigkeit von bis zu 22 Knoten (über 40 Kilometer pro Stunde).

Eisbrecher des Projekts 22220 sind mit einem innovativen Druckwasserreaktor vom Typ RITM-2000 ausgestattet, der in Nischni Nowgorod entwickelt wurde. Dieses Triebwerk ist aufgrund einer neuen Konfiguration leichter und kompakter als seine Vorgänger und nach Angaben des Herstellers das leistungsstärkste der Welt. Die Betriebsdauer der Kraftanlage beträgt 40 Jahre.

Es ist anzumerken, dass der Bau dieser Eisbrecher von westlichen Experten nicht unbemerkt blieb. Noch kurz vor Indienststellung des Leitschiffs des Projekts, "Arktika", hatte die US-amerikanische Zeitschrift The National Interest einen Artikel unter dem Titel "Wie Russlands größte und leistungsstärkste Eisbrecher die Arktis erobern werden" veröffentlicht.

Der Autor des Artikels hob die große Leistungsfähigkeit und die logistische Einfachheit der Eisbrecher des Projekts 22220 hervor, die durch nuklearen Antrieb gewährleistet werde. Er zog den folgenden Schluss:

"Sobald sie für den regelmäßigen Betrieb fertig sind, wird diese Schiffsklasse die leistungsstärkste Eisbrecher-Klasse darstellen und Russland einen Vorteil auf nördlichen Seewegen, die Jahr für Jahr immer länger eisfrei bleiben, verschaffen. Die Arktis ist das nächste Gebiet eines strategischen Wettbewerbs – und Russland gewinnt ihn."

Erschließung der Nordostpassage

Wie der Vorsitzende des Moskauer Klubs für Flottengeschichte Konstantin Strelbizki in einem Gespräch mit RT erklärte, wird die Indienststellung der "Ural" Russland weitere Möglichkeiten zur Erschließung der Nordostpassage bieten:

"Dieses Schiff kann einen Betrieb der Nordostpassage während der gesamten Navigationsperiode sicherstellen, insbesondere an Abschnitten mit einer Eisschicht. Ein solcher Eisbrecher kann praktisch uneingeschränkt autonom betrieben werden."

Die in Russland als Nördlicher Seeweg bezeichnete Nordostpassage erstreckt sich über etwa 5.600 Kilometer zwischen der Karastraße im Süden der Nowaja-Semlja-Doppelinsel und der Prowidenija-Bucht auf der Tschutktschen-Halbinsel. Als kürzester Seeweg zwischen dem europäischen Russland und dem Fernen Osten, der vollständig in Hoheitsgewässern und der ausschließlichen Wirtschaftszone Russlands verläuft, hat die Passage eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Außerdem trägt Russland die Verantwortung für Rettungsmaßnahmen in diesen Gewässern.

Die russische Regierung plant nach Angaben der Nachrichtenagentur TASS, bis 2035 etwa 1,8 Billionen Rubel (umgerechnet knapp 290 Milliarden Euro) für die weitere Erschließung der Nordostpassage auszugeben. Die "Ural" wird einen Beitrag zu diesem Prozess leisten, erklärte der Professor des Lehrstuhls für Integrationsprozesse des Staatlichen Moskauer Instituts für Internationale Beziehungen Lew Woronkow RT:

"Man muss das Transportvolumen auf diesem Weg auf 80 und weiter auf 120 Millionen Tonnen steigern, was ohne Schiffe solchen Typs unmöglich ist. Die Navigationsperiode muss das ganze Jahr umfassen, und die Indienststellung eines neuen Eisbrechers des Projekts 22220 bei Atomflot ist ein weiterer Schritt zu diesem Ziel."

Woronkow fügte hinzu, dass die neuen Eisbrecher Containerfrachtschiffe entlang der Nordostpassage begleiten sowie die Beförderung von Flüssiggas von der Jamal-Halbinsel rentabel machen werden.

Zuvor hatte der Minister für Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis Alexei Tschekunow erklärt, dass der Bau von weiteren sechs Eisbrechern notwendig sei, um auf dem Nördlichen Seeweg bis zum Jahr 2030 einen Güterfluss von 200 Millionen Tonnen zu gewährleisten.

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