Nordamerika

USA: Verheerender Wintersturm kostet Menschenleben und legt Stromversorgung lahm

Während hierzulande von weißer Weihnacht kaum eine Spur ist, harren in den USA Millionen von Menschen und zahlreiche Unternehmen wegen eines heftigen Schneesturms ohne Strom aus. Mindestens 28 Menschen sind bereits gestorben, teilweise weil die Rettungsdienste nicht durchkommen.
USA: Verheerender Wintersturm kostet Menschenleben und legt Stromversorgung lahmQuelle: AP © Kevin Clark/The Seattle Times via AP

Seit Beginn dieser Woche fegt der Wintersturm Elliott über weite Teile der USA hinweg und hat massive Stromausfälle verursacht, von denen Berichten zufolge rund 1,7 Millionen Haushalte und Unternehmen betroffen waren. Die extreme Kälte, Eiswinde und starker Schneefall haben mindestens 28 Menschenleben in elf US-Bundesstaaten gefordert, wie der Sender NBC am Samstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf Behördenangaben berichtete.

Das Ausmaß des Sturms war nahezu beispiellos und reichte von den Großen Seen im Norden des Landes bis zum Rio Grande an der Grenze zu Mexiko. Etwa 60 Prozent der US-Bevölkerung waren mit einer Winterwetterwarnung konfrontiert, und die Temperaturen fielen vom Osten der Rocky Mountains bis zu den Appalachen drastisch unter den Normalwert, wie der Nationale Wetterdienst meldete.

Auch der Reiseverkehr wurde stark beeinträchtigt: Über 7.000 Flüge mussten verschoben und fast 3.500 gestrichen werden. Laut der Webseite FlightAware konnten allein am Samstag mehr als 2.360 nationale und internationale Flüge nicht stattfinden. Die US-Behörden haben die Bürger davor gewarnt, mit dem Auto zu reisen.

In der Nähe der Großen Seen an der Grenze zu Kanada hatte sich ein Bombenzyklon entwickelt, bei dem der Luftdruck in einem starken Sturm sehr schnell abfällt. An einigen Orten wie Buffalo im Bundesstaat New York legte Sturm mit Orkanstärke und Schnee die Notfallmaßnahmen lahm. New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul sagte, dass fast alle Feuerwehrautos in der Stadt feststeckten. Der Flughafen wurde nach Behördenangaben bis Montag geschlossen.

Wegen der eisigen Kälte und der seit Tagen andauernden Stromausfälle versuchten die Einwohner von Buffalo am Samstag, ihre Häuser zu verlassen und irgendwohin ins Warme zu gelangen. Aber da die Straßen der Stadt unter einer dicken Schneedecke lagen, war das nicht allen möglich. "Es gibt eine Wärmestube, aber das wäre zu weit für mich. Ich kann natürlich nicht fahren, weil ich festsitze", sagte Manahan. "Und man kann sich nicht länger als zehn Minuten draußen aufhalten, ohne zu erfrieren."

Laut Mark Poloncarz, dem Leiter von Erie County, in dem Buffalo liegt, kamen am Samstag mindestens drei Menschen ums Leben, auch weil Rettungsdienste nicht rechtzeitig eingetroffen waren. Durch den starken Schneefall benötigten Krankenwagen mehr als drei Stunden für eine einzige Fahrt ins Krankenhaus, der Schneesturm sei möglicherweise der schlimmste Sturm in der Geschichte der Gemeinde. Nicht einmal Schneepflüge hätten die Straßen noch räumen können, hieß es.

Zwei Menschen starben am Freitag in ihren Häusern am Stadtrand von Cheektowaga, New York, nachdem die Rettungskräfte sie nicht rechtzeitig erreichen konnten, um ihre Krankheiten zu behandeln, sagte er. "Wir können nicht einfach jeden abholen und in ein Aufwärmzentrum bringen. Dazu sind wir nicht in der Lage", sagte Poloncarz. "Viele, viele Viertel, vor allem in der Stadt Buffalo, sind immer noch unpassierbar."

AP berichtet von Einzelschicksalen, bei denen Menschen dem Eis nur knapp entkommen sind, wie Ditjak Ilunga aus Maryland, der am Freitag mit seinen Töchtern auf dem Weg zu Verwandten in Ontario war, um dort Weihnachten zu feiern, als ihr Geländewagen in Buffalo steckenblieb. Da sie keine Hilfe holen konnten, verbrachten sie Stunden mit laufendem Motor in dem vom Wind gebeutelten und fast unter Schnee begrabenen Fahrzeug. Um vier Uhr morgens am Samstag, als der Treibstoff fast aufgebraucht war, traf Ilunga die verzweifelte Entscheidung, sich dem heulenden Sturm auszusetzen, um eine nahe gelegene Unterkunft zu erreichen. Er trug die sechsjährige Destiny auf seinem Rücken, während die 16-jährige Cindy ihren Welpen umklammerte und in den Fußspuren ihres Vaters durch die Schneeverwehungen stapfte. "Wenn ich in diesem Auto bleibe, werde ich hier mit meinen Kindern sterben", schilderte er in der Überzeugung, dass sie es versuchen mussten. Er weinte, als die Familie durch die Türen der Unterkunft ging. "Das ist etwas, das ich in meinem Leben nie vergessen werde", zitiert ihn die Nachrichtenagentur.

Auf der Interstate 71 in Kentucky überstanden Terry Henderson und ihr Mann Rick einen 34-stündigen Stau in einem mit einer Dieselheizung, einer Toilette und einem Kühlschrank ausgestatteten Wohnmobil, nachdem sie bei dem Versuch, von Alabama zu ihrem Haus in Ohio zu fahren, stecken geblieben waren.

Der Sturm legte den Strom in Gemeinden von Maine bis Seattle lahm, und ein großer Stromnetzbetreiber warnte 65 Millionen Menschen im Osten der USA vor möglichen Stromausfällen. Laut den Versorgungsunternehmen würden die Stromausfälle in den nächsten Tagen noch anhalten.

Der Wintersturm hält die USA seit dem Vorweihnachtstag in Atem. Mehr als 200 Millionen Menschen hatten Unwetterwarnungen erhalten. Zunächst waren vor allem der Norden und der mittlere Westen des Landes betroffen. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. Mehrere Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus. Im ganzen Land wurden Todesfälle durch Stürme gemeldet: Vier Tote bei einer Massenkarambolage auf dem Ohio Turnpike, an der etwa 50 Fahrzeuge beteiligt waren; vier Autofahrer kamen bei Unfällen in Missouri und Kansas ums Leben; ein Arbeiter eines Versorgungsunternehmens in Ohio erlitt einen Stromschlag; eine Frau aus Vermont wurde von einem herabfallenden Ast erschlagen; ein offenbar obdachloser Mann wurde bei Minusgraden in Colorado gefunden; eine Frau war in das eiskalte Wasser eines Flusses in Wisconsin gestürzt.

In Mexiko kampierten Migranten in der Nähe der US-Grenze bei ungewöhnlich winterlichen Temperaturen, während sie auf eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA über die aus der Pandemiezeit stammenden Beschränkungen warteten, die viele daran hindern, Asyl zu beantragen.

Poloncarz von Erie County twitterte am späten Samstag, dass sich am Flughafen von Buffalo 34,6 Zoll (etwa 88 Zentimeter) Schnee angesammelt hatten und die Verwehungen in einigen Gebieten weit über 1,8 Meter betrugen. Zig Menschen, darunter gestrandete Reisende und Einheimische ohne Strom und Heizung, verbrachten die Nacht zum Sonntag in der Kirche.

Das Zentrum des Sturms habe sich zwar Richtung Norden verlagert und befinde sich nun über dem Osten Kanadas, schrieb der US-Wetterdienst auf Twitter. Die Region um die Großen Seen im Nordosten der USA bleibe weiterhin stark betroffen. Dort sei auch am Sonntag starker Schneefall zu erwarten, der in Kombination mit starken Windböen örtlich zu schneesturmartigen Bedingungen führen könne.

Auch die Erdgasproduktion des Landes war betroffen und brach um fast zehn Prozent ein. Dies ist der stärkste Einbruch an einem Tag seit mehr als zehn Jahren, wie Bloomberg am Samstag berichtete.

Laut Bloomberg NEF-Daten belief sich der Rückgang auf 2,8 Millionen Kubikmeter im Vergleich zum Vortag, da die Temperaturen in den wichtigsten Fördergebieten unter den Gefrierpunkt fielen. Gleichzeitig stieg die Inlandsnachfrage Berichten zufolge auf den höchsten Tageswert seit Anfang 2019.

Am Samstag forderte Duke Energy, einer der größten US-amerikanischen Energieversorger, seine Kunden in Ohio und Kentucky auf, Energie zu sparen, da es unter den derzeitigen Umständen an Kapazitäten mangelt.

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