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Warum sich die Liberalen an Elon Musk rächen

Elon Musk: vom Glücksritter zum echten Macher. Er bluffte, er glänzte, er provozierte – und jetzt? Füllt er die leere Hülle seines Ruhms mit echtem Inhalt. Auf dem Weg vom "Fake it" zum "Make it"!
Warum sich die Liberalen an Elon Musk rächenQuelle: Gettyimages.ru © Michael M. Santiago/Getty Images

Von Irina Alksnis

Der Glücksritter, der sich seinen Namen und sein Vermögen durch die Kombination geheimer Geschäfte mit dem Staat und wirkungsvoller Öffentlichkeitsarbeit gemacht hat, traf eine Entscheidung, die ihn nun dazu zwingt, eine glänzende Hülle mit echten Inhalten zu füllen.

Der US-Unternehmer Elon Musk kann zu Recht als einer der weltweit wichtigsten Persönlichkeiten des Jahres 2023 bezeichnet werden. Denn Musk ist heute mehr denn je das Paradebeispiel für das Prinzip "Fake it till you make it" – obwohl es vor nicht allzu langer Zeit schien, der Höhepunkt sei erreicht.

Dieses US-Sprichwort bezog sich ursprünglich in erster Linie auf den Bereich der Psychologie, die besagt, dass es Ihnen zu echtem Erfolg verhilft, wenn Sie sich wie ein erfolgreicher Mensch verhalten und fühlen. Allerdings wurde dieses Prinzip in den letzten Jahren von einer rein psychologischen Technik auf andere Bereiche übertragen, und dort hat es erheblich an Glanz verloren. In erster Linie betrifft dies das Unternehmertum und insbesondere die Start-up-Szene.

Eine Geschäftsidee in die Welt zu setzen, sie mithilfe von PR zum genialen Durchbruch in die Zukunft aufzublasen und dafür riesige Geldmittel von Investoren anzuziehen – das ist genial, doch mit der Umsetzung in die Praxis wie auch mit der Rentabilität der Investitionen gibt es oft Probleme. Die Zahl der laut geplatzten "Blasen" ist ungehörig groß geworden, und man kann nur froh sein, wenn unternehmerische "Genies", die das Vertrauen nicht rechtfertigen, sich nicht in der Strafverfolgung wiederfinden. Exemplarisch dafür steht die Geschichte des Unternehmens Theranos, das sich als reiner Betrug von globalem Ausmaß entpuppte und dessen Schöpferin Elizabeth Holmes mit einer langen Haftstrafe endete.

Die Anzahl der Vorhersagen, die einen ähnlichen Ausgang für Musk prognostizieren, ist schon lange unüberschaubar. So wurde neulich der zehnte Jahrestag des Hyperloop-Projekts begangen, das sich als Flop entpuppte. Dennoch entspricht der Unternehmer diesen Erwartungen nicht, hält sich über Wasser und lässt seine Kritiker im Regen stehen. Wobei die Letzteren im Großen und Ganzen Recht haben: Musk ist ein Glücksritter und ein hervorragender Selbstdarsteller, der zum einen über eine herausragende Gabe verfügt, sich durchzusetzen, und zum anderen über ausgezeichnete Verbindungen zum US-Establishment, wodurch seine bekanntesten Projekte die stärkste staatliche Unterstützung erhielten. Generell gab es durchaus schwerwiegende Gründe für die Diagnose "Fake News", die dem Geschäftsmann von vielen Menschen gestellt wurde.

Inzwischen macht Musk jedoch eine erstaunliche Verwandlung durch: Die glänzende, jedoch leere Verpackung wird mit echten und ziemlich ausgefallenen Inhalten gefüllt. In kürzester Zeit ist der Liebling des liberalen Kaliforniens zum Feind der gesamten progressiven Menschheit geworden: Er verlegte sein Unternehmen in das republikanische Texas, machte aus dem liberal-totalitären Twitter (das in Russland gesperrt ist) ein unverschämt zensurfreies X (und vertrieb gleichzeitig eine ganze Schar von Nichtstuern, die an vorderster Front saßen) und stellte sich ganz entschieden auf die "Seite des Bösen" in der ideologisch und politisch zunehmender Konfrontation innerhalb der Vereinigten Staaten.

Genau in dieser Metamorphose liegt das Interessante. War sich der Geschäftsmann bewusst, worauf er sich einlässt, als er sich gegen die linksliberale Agenda stellte? Das ist keineswegs ausgemacht.

Den größten Teil seines Lebens war Musk ein Glückspilz, um den sich ein regelrechter Kult gebildet hat. Millionen, ja Hunderte von Millionen Menschen hielten ihn für ein Genie, einen Guru, einen Visionär. Seine Erfolge haben sein öffentliches Image aufpoliert, während Misserfolge an ihm abperlten wie Wasser an einer Gans. In Kombination mit von Natur aus starker Selbstgefälligkeit und Selbstvertrauen kann dies zu einem ausgeprägten Gottkomplex führen. Und es gibt den Verdacht, dass dieser Aspekt für Musk kein Fremdwort ist. Man erinnere sich nur an skandalöse Vorfälle mit seiner Beteiligung wie das Interview mit dem Rauchen von Marihuana – als ob der Unternehmer sich selbst und der Welt gezielt beweisen wollte, dass er mit jeder Albernheit ungestraft davonkommt.

Wer weiß, möglicherweise war Musks Abdriften nach rechts ursprünglich dasselbe – die Torheit eines exzentrischen Milliardärs, der im Vertrauen auf seinen leitenden Stern und gleichzeitig auf seine Straflosigkeit ein weiteres Abenteuer nach dem üblichen Prinzip in Angriff nahm: "Hauptsache, es gackert, und dann dämmert es nicht einmal." Und so machte er sich auf den Weg, die Wahrheit zu predigen, ungeachtet der Konsequenzen, die vom Deep State, der ihn großgezogen hatte, und des liberalen Establishments, das ihn zu einem weltweiten Idol gemacht hatte, ausgehen.

Doch dieses Mal entpuppte sich alles als wesentlich ernster. Und das klingt ein wenig befremdlich, wenn man es auf einen Mann anwendet, der seit Jahrzehnten grandiose Unternehmen führt, doch so ist es nun einmal. Es stellte sich heraus, dass die "Privatisierung" der Ressourcen und der NASA-Entwicklungen für SpaceX, das jahrelange Ausnutzen staatlicher Subventionen und das Heranziehen privater Investitionen in Milliardenhöhe für zweifelhafte Projekte eine bloße Lappalie im Vergleich dazu ist, was es bedeutet, sich auf die "falsche" Seite in der US-internen Spaltung zu begeben und sich dem "Washingtoner Sumpf" entgegenzustellen.

Doch die unangenehme Realität klopft nun immer eindringlicher an Musks Tür. Das Weiße Haus hat SpaceX die Subventionen für die Entwicklung des Internets in abgelegenen Gebieten gestrichen. Außerdem wird gegen das Unternehmen wegen Diskriminierung ermittelt (weil es keine Illegalen einstellt), und gegen Neuralink wird wegen Verstößen gegen den Tierschutz ermittelt. Die US-Börsenaufsicht versucht weiterhin, Musk wegen des Kaufs von Twitter zu verklagen. Und auch bei Tesla gibt es eine ganze Reihe von Problemen, von Subventionskürzungen bis hin zu einer Untersuchung wegen angeblicher Fehlausgaben.

Dies alles ist die Rache des Deep State an dem Unternehmer, weil er sich auf die "falsche Seite der Geschichte" gestellt hat. Doch Musk blieb hartnäckig, und jetzt hängt die Zukunft seines Unternehmens und seiner Person weitgehend vom Ausgang der Präsidentschaftswahlen ab.

Der Glücksritter, der seinen Namen und sein Vermögen mit einer Mischung aus geheimen Spielchen mit dem Staat und mächtiger Öffentlichkeitsarbeit gemacht hat, hat eine Wahl getroffen, die ihn nun zwingt, einer glänzenden Verpackung echte Substanz zu verleihen. Das Schlitzohr, dessen Geschäft und ganzes Leben weitgehend auf dem Prinzip des "fake it" aufgebaut war, steht vor einer Herausforderung, die von ihm verlangt, dass er – "make it".

Und offenbar hat Musk die Absicht, den ganzen Weg zu gehen. Man möchte ihm viel Glück wünschen.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei Wsgljad.

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