Meinung

Widerstand: Wir machen das nicht aus Spaß!

Auf die Straße gehen für den Frieden und sich dafür als Demokratiefeinde beschimpfen lassen, als Sprachrohr für Putin-Propaganda? In den Medien und der Politik werden die kritischen Geister dieses Landes nicht nur diffamiert, ihr Engagement wird so dargestellt, als würde es ihnen Spaß machen, sich querzustellen und der eigenen Gesellschaft zu schaden. Doch das Gegenteil ist der Fall.
Widerstand: Wir machen das nicht aus Spaß!Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Christian Ditsch

Von Tom J. Wellbrock

Die letzten drei Jahre waren eine Qual. Ja, eine Qual. Entgegen der oft und gern propagierten Meinung, Querdenker, Querfront, Demokratie- und Friedensfeinde hätten insgeheim Freude daran, immer wieder Leuten vors Schienbein zu treten. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Ich fordere daher hiermit Anerkennung und Respekt!

Ruhet weiter im Krieg

Auch wenn ich der festen Überzeugung bin, dass bei erwachsenen Menschen Medienkompetenz eine nachvollziehbare Erwartungshaltung darstellt, muss ich damit klarkommen, dass es diese Kompetenz vielfach kaum gibt. Ich kritisiere das. Wer tatsächlich immer noch der Meinung ist, bei Tagesschau, heute-journal, Der Spiegel & Co. und in den diversen dreckigen Talkshows Fakten geliefert zu bekommen, hat ein ganz grundsätzliches Problem – unter anderem mit seiner Wahrnehmung, die er selbstkritisch hinterfragen sollte.

Das Verdrehen von Fakten, das Weglassen, Umdeuten und schlichte Neuschreiben der Geschichte hat einen Punkt erreicht, der so offenkundig ist, dass es keine Entschuldigung mehr gibt – weder für die Politik und die Medienmacher noch für deren Publikum. Es ist unterlassene Hilfeleistung sich selbst gegenüber, nach wie vor das zu kauen und brav runterzuschlucken, was uns als angebliche Fakten und Werte präsentiert wird.

Es ist bequem, den hohlen Phrasen zu lauschen, die Lügen und unbewiesenen Behauptungen für bare Münze zu nehmen. Es ist leicht, heftigen Applaus zu spenden, wenn Kriegshetzer von der Verteidigung der Demokratie sprechen und sie gleichzeitig mit Füßen treten. Es ist leicht, wenn man nicht darüber nachdenkt.

Und hier, in diesem Land, wird viel zu wenig nachgedacht. Die Welt lacht über uns, doch mir ist zum Heulen. Wie kann es sein, dass wir eine Außenministerin haben, deren Bildungsferne und diplomatische Unkenntnis mit Händen zu greifen sind und die trotzdem weiterhin ihr Unwesen treiben kann? Ist denn da gar kein Stolz, keine Ehre, kein schlechtes Gewissen vorhanden? Diese Frau repräsentiert uns in der Welt, Politiker und Diplomaten auf internationaler Ebene reiben sich verwundert die Augen, schütteln den Kopf oder biegen sich vor Lachen, wenn unsere Außenministerin mal wieder ihre Ahnungslosigkeit unter Beweis stellt, während sie zugleich – vom Hass zerfressen – das globale Gleichgewicht in Gefahr bringt.

Ist die Dummheit denn schon so weit fortgeschritten, dass die bewusste Zerstörung eines Bildungssystems, das Ausgebrannt-Sein von Lehrkräften und die systematische Verdummung der kommenden Generationen nicht einmal mehr auffallen? Merkt denn niemand, dass es insbesondere die Politiker der "Grünen" sind, die so arm an Fachwissen und reich an elitärer Herablassung und völlig kopflos und auch ohne einen einzigen Gedanken an die Folgen der eigenen Politik beratungsresistent die Demokratie gegen die Wand fahren?

Nein, ich habe dafür kein Verständnis.

Gebt uns endlich Frieden!

Und von Euch soll ich mich, müssen wir uns beschimpfen lassen? Ihr, die Ihr träge und faul alles vom Boden aufleckt, was euch hingeworfen wird. Ihr wollt über mich richten? Ihr, die Ihr mit Euren Zungen durch den Schmutz streicht, wollt mir sagen, was moralisch, politisch oder gesellschaftlich richtig ist? Dass ich nicht lache!

Nein, es macht keinen Spaß, sich jeden Tag durch Berge von Propaganda zu arbeiten, es ist keine Freude, an der Tastatur, am Mikrofon oder auf der Straße ständig Signale aussenden zu müssen, dass etwas nicht stimmt, dass wir auf einem gefährlichen Weg sind, dass der Frieden (oder das, was von ihm übriggeblieben ist) uns entgleitet und der Krieg wieder seine Fratze zeigt. Und es ist kein erhebendes Gefühl eines zufriedenen Besserwissers, vieles besser zu wissen. Es ist eine Bürde, aber eine, die zu tragen man nicht mehr ablehnen kann.

Denn die Kriegshetzer tummeln sich dort, wo sie reingelassen werden, und sie werden nahezu überall hereingelassen. Die, die den Frieden wollen, sie werden ausgeladen, ausgesperrt, beleidigt, beschimpft, auch ihrer Existenzen beraubt.

Die Propaganda ist bekannt, sollte es zumindest sein: Den Feind zu entmenschlichen, sich selbst als gleißendes, gerechtes Licht darzustellen, jede Deeskalation mit dem Hinweis auf deren Nichtfunktionieren zu unterbinden und jede Eskalation mitzumachen, die in greifbare Nähe rückt. Das ist das Prinzip der Kriegspropaganda. Und einmal mehr wirkt die schrittweise Eliminierung des Bildungssystems hierzulande, um den Menschen – insbesondere auch den jungen – einmal mehr einen Bären aufzubinden.

Nein, es macht keinen Spaß. In den letzten drei Jahren habe ich Mitmenschen verloren, teils Menschen, die mir wichtig waren. Sie sind dort abgebogen, wo ich nicht hinwollte. Sie haben sich mit dem Totalitarismus angefreundet, haben sich als Denunzianten verdingt, haben angeprangert und verurteilt, Andersdenkenden die Verantwortung für unsere "Neue Normalität" in die Schuhe geschoben und sind bis zum heutigen Tage nicht in der Lage, ihre Fehlsichtigkeit zu erkennen und einzugestehen. Der Verlust dieser Menschen tut weh, noch immer. Aber ich werde nicht (mehr) um sie kämpfen. Wir haben unterschiedliche Entscheidungen getroffen, und ich kann und will meine nicht rückgängig machen. Eine ganze Weile quälte mich der Gedanke, am Ende falsch zu liegen, etwa mit meiner Corona-Einschätzung. Dieser Gedanke quält mich nun nicht mehr, denn fast alles von dem, was ich befürchtet hatte, ist mittlerweile eingetreten, teils noch schlimmer, als ich es für möglich gehalten hätte. Es ist eine Befreiung, in gewisser Weise, denn die Unsicherheit, womöglich über einen langen Zeitraum Fehleinschätzungen abgegeben zu haben, diese Unsicherheit spielt heute bei mir keine Rolle mehr.

Beim Ukraine-Krieg war ich schneller. Schon früh war klar, dass es hier weder um Werte (was war das noch gleich?) noch um Demokratie noch um die Landesverteidigung geht. Es geht um Geopolitik, um die seit Jahrzehnten geplante und nun erfolgte Provokation zur Schwächung Russlands. Angeführt von den USA folgen im schleimigen Schlepptau die Vasallen mit dem einzigen Ziel, Russland, China und noch ein paar andere Länder zu schwächen, und zwar so lange, bis dort kein Stein mehr auf dem anderen steht. Dann kommt der Raubbau von Rohstoffen, die Verarmung der Menschen, die Zerstörung gesellschaftlichen Zusammenhalts. Niemand kann mir diesen perfiden Plan als Wohltat verkaufen, ich glaube es nicht, und es ist objektiv eigentlich auch nicht möglich, daran zu glauben. Es sei denn, man weigert sich, sich das alles einmal anzusehen.

Es ist nicht leicht

Neben den Menschen, die ich verloren habe, sind aber andere dazugekommen. Menschen, die mir heute viel bedeuten, weil sie gezeigt haben, dass sich in der Krise entscheidet, auf wen Verlass ist. Ich habe mich von den unehrlichen und rückgratlosen Persönlichkeiten verabschiedet oder verabschieden müssen. Und ich habe die ehrlichen und solidarischen Menschen schätzen und lieben gelernt. Sie bilden mein neues Umfeld, ein Umfeld, in dem ich mich wohl fühle, geborgen, angenommen und anerkannt.

Doch wir feiern keine Partys. Wir freuen uns über uns, sind froh, zueinander gefunden zu haben, tauschen uns aus, sind nicht allein. Das ist wichtig, es verbindet und stärkt den Geist. Aber – um ein für alle Mal mit diesem grenzenlosen Unsinn aufzuräumen – genießen können wir diese Zeit gewiss nicht. Wir klopfen uns nicht gegenseitig auf die Schulter, nur weil wir dem System etwas Sand ins Getriebe streuen können, es zumindest versuchen.

Im Gegenteil, jeder von uns kämpft mit psychischen Belastungen, leidet unter Anfeindungen, schwankt zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, fühlt sich schwach, ausgelaugt und mit dem Gefühl belastet, letztlich vielleicht doch nichts ausrichten zu können. Wenn es einem von uns nach seiner Tagesform besser geht, baut er die anderen auf, soweit das möglich ist, um womöglich einen Tag später selbst der zu sein, der wieder Hilfe braucht.

Wir sind keine Helden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir in der geschichtlichen Betrachtung als die kleine Gruppe der Widerständigen eine Rolle spielen werden, ist nicht null. Das treibt tatsächlich auch mich ganz persönlich an. Ich will mir nicht in einer fernen Zukunft vorwerfen lassen, mitgemacht zu haben bei all diesem mörderischen und zerstörerischen Wahnsinn. Ich will dann mit der Inbrunst der Wahrhaftigkeit "Nein! " sagen können. Nein, ich habe mich daran nicht beteiligt, ich habe versucht, andere Wege und Lösungen aufzuzeigen, ich habe mich gewehrt.

Im besten Fall erreicht die Zahl der Menschen, die sich ebenfalls wehren wollen, eine kritische Masse, eine Anzahl, die groß genug ist, um die fatale Entwicklung umzukehren. Manchmal glaube ich daran, manchmal aber auch nicht.

Aufgeben ist keine Option. Es geht heute, im Jahr 2023, um mehr als ein paar Probleme. Es geht um Existenzen, um das Leben, um die Zivilisation … ja, es geht um den Fortbestand der Menschheit.

Ich werde kämpfen, solange es möglich ist, mal mit mehr, mal mit weniger Kraft, Energie und Zuversicht. Aber ich mache weiter, solange es geht, solange ich lebe und klar denken kann.

Wer sich stattdessen zu Tode amüsieren und "medientieren" will, soll das tun, aber definitiv ohne mich.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs "neulandrebellen".

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