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Hersh legt nach: Biden sprengte Nord Stream, weil er kein Vertrauen zu Deutschland hatte

Seymour Hersh hat weitere Details über die Anschläge auf Nord Stream bekannt gegeben. Biden habe beschlossen, die Pipelines zu sprengen und "Europa frieren zu lassen", weil er unsicher war, ob Deutschland die USA im Ukraine-Krieg weiter unterstützen würde.
Hersh legt nach: Biden sprengte Nord Stream, weil er kein Vertrauen zu Deutschland hatteQuelle: Gettyimages.ru © Bernard Weil/Toronto Star via Getty Images)

Eine Woche nach der Veröffentlichung seines Artikels über die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines hat der US-amerikanische investigative Journalist Seymour Hersh weitere Details über den Anschlag bekannt gegeben. In seinem Artikel hatte er geschrieben, dass die Nord-Stream-Pipelines von der US-Regierung mit Unterstützung Norwegens sabotiert worden seien. Der Bericht hat viel Aufmerksamkeit erregt und weitere Fragen aufgeworfen, von denen er einige in einem Interview mit der Berliner Zeitung beantwortete.

Zu Beginn des Interviews resümierte Hersh kurz, wer am Nord-Stream-Attentat beteiligt und was die Motive gewesen seien. So brachte der Journalist zwei Tatsachen zusammen. Erstens habe die Nord-Stream-1-Pipeline Deutschland und andere Länder in Europa seit vielen Jahren mit "sehr billigem Erdgas" versorgt. Zweitens erinnerte er daran, dass bereits im Jahr 2022, etwa zwei Wochen vor dem Beginn der russischen Spezialoperation in der Ukraine, US-Präsident Joe Biden auf einer Pressekonferenz mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz im Weißen Haus versprochen hatte, dem Nord-Stream-2-Projekt ein Ende zu setzen.

Außerdem habe Norwegen beim Nord-Stream-Attentat aus mehreren Gründen eine wichtige Rolle gespielt. Erstens habe Norwegen eigene Energiequellen, deshalb könnte es Interesse daran gehabt haben, seine Erdgaslieferungen nach Westeuropa und Deutschland zu steigern. Außerdem soll es in Norwegen laut Hersh "eine ausgeprägte Feindseligkeit gegenüber Russland" geben.

Ursprünglich habe Washington geplant, die Nord-Stream-Pipelines bereits im Sommer 2022 im Rahmen einer speziellen NATO-Übung zu sprengen, teilte der Journalist mit, das Weiße Haus habe jedoch in letzter Minute einen Rückzieher gemacht. So habe Biden neue Befehle gegeben, dass die Bomben jederzeit ferngezündet werden könnten. Im September hätten sechs Bomben vor der Insel Bornholm in der Ostsee die Nord-Stream-Gaspipelines gesprengt. Zwei weitere Bomben seien nicht explodiert, weil sie zu lange im Wasser gewesen seien.

Auch was die Motive der USA betrifft, hat Hersh ausführlich beschrieben. So sollen die USA mit der Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines die Absicht gehabt haben, Russland die Möglichkeit zu nehmen, Europa zu beeinflussen und die Unterstützung der USA im Ukraine-Krieg zu beenden. Die Befürchtung sei gewesen, dass Westeuropa "nicht mehr mitmachen" würde. Hersh sagte:

"Ich glaube, der Grund für diese Entscheidung war, dass der Krieg für den Westen nicht gut lief und sie Angst vor dem nahenden Winter hatten."

Eine große Sorge in Washington habe darin bestanden, dass Deutschland und Westeuropa keine Waffen mehr an die Ukraine liefern und die Sanktionen angesichts eines kalten Winters aufheben würden. Außerdem habe es Befürchtung gegeben, dass der deutsche Bundeskanzler die Pipeline wieder in Betrieb nehmen könnte, erklärte der Journalist.

Weiter nannte Hersh mögliche Motive wie den Wunsch einiger US-Vertreter, Flüssiggas mit extrem hohen Gewinnen zu verkaufen und der US-amerikanischen Wirtschaft einen langfristigen Schub zu geben. Doch der Hauptgrund im Weißen Haus sei gewesen, dass man an eine Wiederwahl gedacht und den Sieg im Krieg als das wichtigste Mittel dazu angesehen habe. Hersh wörtlich:

"Ich denke, dass wir uns in etwas verstrickt haben, das nicht funktionieren wird. Der Krieg wird für diese Regierung nicht gut ausgehen."

Auf die Frage, wie der Krieg in der Ukraine enden könnte, antwortete er:

"Was ich weiß, ist, dass dieser Krieg auf keinen Fall so enden wird, wie wir es uns wünschen. Und ich weiß nicht, was wir tun werden, wenn wir weiter in die Zukunft blicken. Es macht mir Angst, dass der Präsident zu so etwas bereit war. Und die Leute, die diese Mission durchführten, glaubten, dass der Präsident sich darüber im Klaren war, was er den Menschen in Deutschland antat, dass er sie für einen Krieg bestrafte, der nicht gut verlief."

Eine aktive Beteiligung der USA an dem Krieg werde auf lange Sicht nicht nur Joe Bidens Ruf als Präsident beschädigen, sondern auch politisch großen Schaden anrichten. Die Situation werde für die USA zu einem Stigma. Hersh erklärte:

"Der Punkt ist, dass Biden beschlossen hat, die Deutschen diesen Winter frieren zu lassen. Der Präsident der Vereinigten Staaten möchte lieber, dass Deutschland friert, als dass Deutschland die Ukraine möglicherweise nicht mehr unterstützt, und das ist für mich eine verheerende Sache für das Weiße Haus."

Die Sprengung von Nord Stream könne nicht nur als ein kriegerischer Akt gegen Russland, sondern auch gegen westliche Verbündete, insbesondere Deutschland, wahrgenommen werden, sagte Hersh. Er fügte hinzu:

"Ich würde es einfach formulieren. Die Leute, die an der Operation beteiligt waren, sahen, dass der US-Präsident für seine kurzfristigen politischen Ziele Deutschland frieren lassen wollte, und das hat sie entsetzt."

Hersh ist der Meinung, dass Biden sich entschlossen habe, Europa der Kälte auszusetzen, um einen Krieg zu unterstützen, den er nicht gewinnen werde. Diese Entscheidung bezeichnete der US-amerikanische Journalist als ruchlos.

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