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Kreml bevorzugt "Schwächlinge" am Verhandlungstisch: Kuleba gibt Westen Tipps für Umgang mit Moskau

Der ukrainische Außenminister behauptet in einem Meinungsbeitrag, Moskau habe den Minsker Prozess genutzt, um Zeit zu gewinnen, während Kiew mit dem Westen den Krieg politisch beenden wollte. Zudem warnte er den Westen, dass Moskau gern "Opfer" und "Schwächlinge" am Verhandlungstisch habe.
Kreml bevorzugt "Schwächlinge" am Verhandlungstisch: Kuleba gibt Westen Tipps für Umgang mit MoskauQuelle: AFP © Daniel Mihailescu

Der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba hat behauptet, Kiew habe jahrelang in gutem Glauben verhandelt, während Moskau den von Paris und Berlin vermittelten "Minsker Prozess" genutzt habe, um Zeit für einen Krieg zu gewinnen. Er behauptete auch, dass der Westen allein für den Frieden nicht ausreiche, denn dieser könne nur erreicht werden, wenn sich der Globale Süden auf die Seite der Ukraine stelle.

In einem Meinungsbeitrag für die Nachrichtenplattform Politico vom Dienstag unter der Überschrift "Wie man mit Russland nicht verhandeln sollte" erklärt Kuleba: 

"Acht Jahre lang haben die Ukraine und der Westen versucht, den Krieg mit politischen und diplomatischen Mitteln zu beenden."

Im Minsk-Prozess, der 2014 von Frankreich und Deutschland initiiert worden war, habe die Ukraine "jahrelangen fruchtlosen Verhandlungen" zugestimmt, um "eine Eskalation zu vermeiden und den Frieden in Europa zu bewahren", schreibt Kuleba. Er behauptet: 

"Während wir uns zurückhielten, rüstete Russland auf."

Laut dem ukrainischen Chefdiplomaten habe sich Moskau nämlich die ganze Zeit über "auf einen umfassenden Krieg gegen die Ukraine vorbereitet", um "die demokratische internationale Ordnung mit einem einzigen verheerenden Schlag zu zerstören". Die Ukraine habe sich voll und ganz an den Minsker Prozess gehalten, während Russland "nie einen fairen Frieden und ein faires Spiel angestrebt" habe, so Kuleba weiter.

Diese Behauptungen, für die Kuleba keine Beweise vorlegte, stehen im Widerspruch zu den jüngsten Aussagen führender deutscher und französischer Politiker sowie des ehemaligen Präsidenten der Ukraine. Die frühere deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte etwa vergangenen Monat, der Zweck von Minsk sei es gewesen, der Ukraine "wertvolle Zeit" für den Aufbau ihres Militärs zu verschaffen. Der ehemalige französische Präsident François Hollande bestätigte dies Ende Dezember gegenüber ukrainischen Medien.

Petro Poroschenko, der von 2014 bis 2019 ukrainischer Präsident gewesen war, sagte im Juni vergangenen Jahres offen, dass Minsk "keine Bedeutung" gehabt habe und ein Trick sei, um "den Krieg hinauszuzögern – um sich acht Jahre Zeit zu verschaffen, um das Wirtschaftswachstum wiederherzustellen und starke Streitkräfte aufzubauen".

In Kulebas Politico-Artikel zur Geschichte der Verhandlungen ist von alledem nichts passiert. Stattdessen behauptet der ukrainische Außenminister, dass "Täuschung der Kern der russischen Außenpolitik und der Art und Weise ist, wie Russland internationale Partner behandelt – sowohl in Europa als auch in Afrika, Asien und anderen Regionen". Außerdem ziehe Moskau es vor, mit "Opfern, Schwächlingen und Handlangern" zu verhandeln.

Am Montag warnte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew Moskaus Diplomaten, dass der Westen versuche, "so viele Stimmen wie möglich für seine antirussischen Initiativen zu gewinnen, indem er hinterhältige Mittel wie wirtschaftlichen Druck, Erpressung und politische Bestechung einsetzt".

In seinem Meinungsbeitrag vom Dienstag behauptete Kuleba weiter, dass "die Stimme des Westens nicht ausreicht", um die globale Sicherheit wiederherzustellen, und dass der Frieden in der Ukraine nun davon abhänge, ob die Länder "Asiens, Afrikas, des Nahen Ostens und Lateinamerikas aufstehen und ihr Gewicht und ihren Einfluss" an Orten wie der UNO, wo ihre Stimmen zählen, einsetzen.

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