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Comeback für RT und Trump? Musk übernimmt Twitter und feuert alte Führungsriege

Elon Musk hat Twitter für 44 Milliarden Dollar endgültig übernommen. Erster Paukenschlag ist die Entlassung von vier leitenden Spitzenmanagern. Wenige Tage vor den US-Zwischenwahlen wird es spannend, ob Donald Trump bald wieder twittern darf. RT-Chefin Margarita Simonjan fragte beim "Chief Twit" persönlich zum Thema Sperrung an.
Comeback für RT und Trump? Musk übernimmt Twitter und feuert alte Führungsriege© Screenshot: Twitter @elonmusk, 28.10.2022

Nach monatelangen Querelen und widersprüchlichen Aussagen beteiligter Akteure ist Elon Musk nun Eigentümer von Twitter, nachdem die beiden Seiten am 27. Oktober einen 44-Milliarden-Dollar-Deal abgeschlossen haben, um das Unternehmen endgültig an den reichsten Mann der Welt zu verkaufen. In den USA wird medial nun kontrovers diskutiert, ob der neue Inhaber, der seine Twitter-Beschreibung am Vorabend des Vertragsabschlusses vorab auf "Chief Twit" (Chef-Twitterer) aktualisierte, dem vormaligen US-Präsidenten Donald Trump eine Rückkehr auf die Social-Media-Plattform ermöglicht.

Zwölf Tage vor den US-Zwischenwahlen wäre eine positive Rückmeldung Musks an Trump ein eindeutiges Politikum, da schon allein der Sohn Donald Trump Jr. mit seinen aktuell 8,5 Millionen Followern und entsprechenden Beiträgen nicht unwesentliche Unruhe in die demokratischen Wahlkampfereignisse und -Pläne bringt. In einem generellen Statement schrieb Musk am 26. Oktober auf Twitter:

"Das Schöne an Twitter ist, dass es den Bürgerjournalismus fördert – die Menschen können Nachrichten ohne Voreingenommenheit des Establishments verbreiten."

RT-Chefin Margarita Simonjan fragte unmittelbar am 27. Oktober über ihren Twitter-Kanal bei dem neuen mächtigen CEO zum Thema Kontenlöschung an. Sie schrieb:

"Elon Musk, da Sie für Meinungsfreiheit sind, könnten Sie vielleicht die Sperre von RT- und Sputnik-Konten aufheben und die Schattensperre für mein Konto aufheben?"

Bereits im August 2020 wurde die RT-Seite für nicht registrierte Nutzer in der entsprechenden Twitter-Suchfunktion nicht mehr angezeigt. Das Unternehmen hat dann nach und nach die Seite von RT DE für eine Reihe von europäischen Ländern abgeschaltet, darüber hinaus dann ab März 2022 final gesperrt. Im Mai dieses Jahres gab Musk folgendes Statement ab:

"Permanente Sperren sollten extrem selten sein und wirklich nur Konten vorbehalten sein, bei denen es sich um Bots oder Betrugs- und Spam-Konten handelt. (...) Ich denke, es war nicht richtig, Donald Trump zu sperren."

Als eine eindeutige erste Machtdemonstration muss die umgehende Entlassung von vier langjährigen Mitarbeitern der leitenden Führungsebene bezeichnet werden. Ob dieser Vorgang Bestandteil des Übernahme-Deals war, ist soweit nicht bekannt. Musk versuchte über Wochen, aus dem Geschäft einer Übernahme auszusteigen, stimmte dann aber Anfang Oktober erneut zu, Twitter zu seinem ursprünglichen Angebot zu kaufen. Die Zusage erfolgte, nachdem eine Reihe seiner privaten Konversationen als Teil der Klage von Twitter gegen ihn veröffentlicht worden waren.

Der bisherige CEO von Twitter war Parag Agrawal, dessen Beziehung zu seinem neuen Chef nach Musks ursprünglichem Angebot schon vorher in die Brüche ging. Einige der veröffentlichten Texte zeigten den internen Streit, der dazu führte, dass Musk sich zunächst aus dem Geschäft zurückzog. Allen entlassenen Beteiligten wird der Gang in die Arbeitslosigkeit mit hohen Abfindungen versüßt. Hier die einzelnen Details der betroffenen Ex-Mitarbeiter:

  • CEO Parag Agrawal, seit 2017 im Unternehmen, soll nach Medienangaben eine Abfindung von 38,7 Millionen Dollar erhalten.
  • Ned Segal, der Finanzchef von Twitter, soll eine Abfindung in Höhe von 25,4 Millionen Dollar erhalten.
  • Vijaya Gadde, seit 2011 im Unternehmen, Leiterin der Abteilung Recht, Politik und Vertrauen bei Twitter, soll 12,5 Millionen Dollar überwiesen bekommen.
  • Sarah Personette, oberste Kundenmanagerin seit August 2021, soll 11,2 Millionen Dollar erhalten.

Gadde gilt als verantwortliche Twitter-Kraft, über deren Richtlinien des Unternehmens "zu schädlichen Äußerungen" das Twitter-Konto von "Team Trump" nach dem Aufstand im Kapitol am 6. Januar 2021 gelöscht wurde. Trump hatte zu diesem Zeitpunkt über 88 Millionen Follower. Musk kritisierte Gadde wiederum, weil sie nachweislich Links zur Berichterstattung der New York Post über Hunter Bidens Laptop blockiert hatte. Laut US-Medien soll zudem auch Twitter-Rechtsberater Sean Edgett (seit 2012 beim Unternehmen) zu den Entlassenen gehören. Musk kommentierte seine ersten Amtshandlungen als CEO des Unternehmens natürlich über einen Tweet. In diesem hieß es gewohnt kryptisch:

"Der Vogel ist befreit."

Musk selbst hat beeindruckende 110,5 Millionen Twitter-Follower. Ob es zu den in den Medien behaupteten Massenentlassungen von bis zu 5.000 Mitarbeitern kommen wird, bleibt vorerst nur ein Gerücht. Musk ist zudem unter anderem Chef des Elektroautoherstellers Tesla und des Raumfahrt- und Telekommunikationsunternehmens SpaceX, dessen Hauptprodukt das Weltraum-Satellitennetzwerk Starlink ist.

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