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Selbstzensur: US-Sender CBS zieht kritische Ukraine-Dokumentation vorerst zurück

Eine kritische CBS-Dokumentation zum unbekannten Verbleib eines Großteils der US-Waffenlieferungen an die Ukraine muss nach Angaben des Senders überarbeitet werden. Die Gesamtsituation hätte sich demnach "verbessert". Zudem sei inzwischen auch ein US-Brigadegeneral zur Kontrolle und Überwachung eingetroffen.
Selbstzensur: US-Sender CBS zieht kritische Ukraine-Dokumentation vorerst zurückQuelle: Gettyimages.ru © CBS Photo Archive / Kontributor

Am vergangenen Freitag kündigte der US-Sender CBS News eine Dokumentation an, die sich mit den immensen Waffenlieferungen der USA an die Ukraine sowie der Tatsache beschäftigen sollte, dass ein Großteil der Gerätschaften nicht bei der Armee landete, sondern über dunkle Kanäle wieder seinen Weg aus dem Land schaffte.

CBS News bewarb die Dokumentation mit folgenden Zeilen:

"Die neue CBS-Reportage 'Arming Ukraine' geht der Frage nach, warum ein Großteil der milliardenschweren Militärhilfe, die die USA an die Ukraine schicken, nicht an der Front ankommt: 'Nur etwa 30 % davon erreichen ihren endgültigen Bestimmungsort.'"

Nur drei Tage später informierte der Sender auf Twitter, dass der Sendetermin verschoben worden sei, da die Dokumentation überarbeitet werden müsste, "um die Änderungen seit den Dreharbeiten für die CBS-Reportage 'Arming Ukraine' zu berücksichtigen". Dort heißt es (anhand eines Twitter-Kommentars am Ende besteht die Chance, den offiziellen CBS-News-Trailer anzusehen, der mittlerweile vom Sender gelöscht wurde):

"Wir haben einen Tweet entfernt, mit dem wir für unsere kürzlich erschienene Dokumentation 'Arming Ukraine' warben und in dem der Gründer der gemeinnützigen Organisation Blue-Yellow, Jonas Ohman, mit seiner Einschätzung von Ende April zitiert wurde, dass nur etwa 30 % der Hilfe die Frontlinien in der Ukraine erreichen."

Laut einem Artikel auf der Webseite des US-Senders hat sich die Gesamtsituation nach Fertigstellung der Dokumentation nun wesentlich geändert. So heißt es in dem Artikel, der ebenfalls redaktionell bereits zu seiner Vorgängerversion aktualisiert wurde:

"Jonas Ohman sagt, die Lieferung habe sich seit den Dreharbeiten mit CBS Ende April deutlich verbessert. Die ukrainische Regierung weist darauf hin, dass der US-Verteidigungsattaché Brigadegeneral Garrick M. Harmon im August 2022 zur Rüstungskontrolle und -überwachung in Kiew eingetroffen ist."

Ohman ist Gründer und Geschäftsführer von Blue-Yellow, einer in Litauen ansässigen Organisation, die sich mit den Fronteinheiten in der Ukraine trifft und "diese mit nicht-tödlicher militärischer Hilfe versorgt". Er ist Informant und Protagonist der Dokumentation. Auszüge des Artikels zu den Inhalten der geplanten Dokumentation lauten weiterhin:

"Nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das die weltweiten Hilfszusagen für die Ukraine verfolgt, haben die Vereinigten Staaten seit Beginn des Krieges Ende Februar mehr als 23 Milliarden Dollar an Militärhilfe für die Ukraine bereitgestellt. Das Vereinigte Königreich hat 3,7 Mrd. $, Deutschland 1,4 Mrd. $ und Polen 1,8 Mrd. $ zugesagt, und mehrere andere Länder sind diesem Beispiel gefolgt."

Und weiter:

"Andy Millburn ist ein pensionierter Oberst der US-Marine (...): 'Wenn man Nachschub oder eine logistische Pipeline bereitstellt, muss das doch irgendwie organisiert sein, oder? Wenn die Fähigkeit, sich daran zu beteiligen, an der ukrainischen Grenze endet, ist die Überraschung nicht, dass das ganze Zeug nicht dorthin kommt, wo es hin muss – die Überraschung ist, dass die Leute das erwartet haben'."

So heißt es seitens CBS News: "Ein Land mit hochentwickelten Waffen zu überschwemmen, kann schwerwiegende Folgen haben, selbst wenn es mit den besten Absichten geschieht." Im Juli dieses Jahres teilte die Botschafterin Bonnie Denise Jenkins, Unterstaatssekretärin für Rüstungskontrolle und internationale Sicherheit im US-Außenministerium, laut der Dokumentation mit, dass "das Potenzial für die illegale Abzweigung von Waffen zu einer Reihe von politisch-militärischen und menschenrechtlichen Erwägungen" gehöre. Sie fügte jedoch hinzu: "Wir vertrauen auf das Engagement der ukrainischen Regierung, die aus den USA stammenden Verteidigungsgüter angemessen zu schützen und darüber Rechenschaft abzulegen."

Ein Artikel des US-Senders CNN vom April dieses Jahres zum selben Thema trägt die Überschrift: "Was geschieht mit den an die Ukraine gelieferten Waffen? Die USA wissen es nicht wirklich." In diesem Artikel heißt es zu einer Einschätzung:

"Doch angesichts des fast unstillbaren kurzfristigen Bedarfs der ukrainischen Streitkräfte an mehr Waffen und Munition wurde das langfristige Risiko, dass die Waffen auf dem Schwarzmarkt oder in den falschen Händen landen, für akzeptabel gehalten."

"Dies könnte in 10 Jahren ein Problem sein, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht darüber nachdenken sollten", so ein Analyst der US-Denkfabrik Cato Institute:

"Über 50 Millionen Schuss Munition – all diese Munition wird nicht nur für den Kampf gegen die Russen verwendet werden. Irgendwann wird diese Munition missbraucht werden, ob absichtlich oder nicht."

Abschließend heißt es seitens des Senders CBS News:

"Wir aktualisieren unsere Dokumentation, um diese neuen Informationen zu berücksichtigen und zu einem späteren Zeitpunkt auszustrahlen."

Durch das große Interesse wurde die ursprüngliche Version der Dokumentation durch User in den sozialen Medien gesichert und kann durch Anklicken dieses Links angesehen werden.

Mehr zum Thema - Für Russland muss die Frage beantwortet werden, ob es den USA bei der Abrüstung vertrauen kann

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