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Mehr als 10 Millionen Ukrainer ohne Strom – Peskow: Daran ändert sich nichts ohne Verhandlungen

Die massiven russischen Luftangriffe auf die ukrainische Infrastruktur am 15. November haben Schäden verursacht, die erst in Monaten behoben sein könnten. Offenkundig haben die von westlicher Seite gelieferten Luftabwehrsysteme wenig genutzt. Nicht nur in Kiew bleibt die Situation "schwierig".
Mehr als 10 Millionen Ukrainer ohne Strom – Peskow: Daran ändert sich nichts ohne VerhandlungenQuelle: Gettyimages.ru © © Maxym Marusenko/NurPhoto via Getty Images

Neue Töne in der westlichen Berichterstattung: Nachdem monatelang betont worden war, wie wenig präzise angeblich die russischen Angriffe erfolgen, lässt sich nun nicht mehr leugnen, wie zielgerichtet das russische Militär in der Ukraine vorgeht, im vorliegenden Falle gegen Einrichtungen der Stromversorgung. Ein Beispiel dafür ist die FAZ. Zwar behauptet die Zeitung, dass nach dem bislang größten russischen Luftangriff auf das ukrainische Stromnetz einen Tag später die "Energieversorgung weitgehend wiederhergestellt" sei. Sie muss jedoch zugeben, dass die Lage insgesamt "angespannt" bleibe.

Der russische Schlag gegen die Elektrizitätsinfrastruktur sei mit "fast hundert Raketen" und zehn Drohnen des iranischen Typs "Shahed" (deren Lieferung Teheran und Moskau bestritten) durchgeführt worden, und es habe dabei – nur? – "fünfzehn Treffer" gegeben, was angesichts der gravierenden Netzausfälle wenig erscheint. 73 Raketen, so die FAZ, hätten abgefangen werden können, zudem sämtliche Drohnen. Bei dem russischen Angriff seien drei Menschen ums Leben gekommen, es gebe 17 Verletzte. In der Folge seien nun zehn Millionen Ukrainer ohne Strom. Angemerkt wird zudem, dass der Beschuss dieses Mal an einem Dienstag erfolgte, im Unterschied zu den vorangegangenen großen Luftangriffen, die seit Oktober immer montags durchgeführt worden waren. Neben dem Stromnetz war auch der ukrainische Mobilfunk in weiten Teilen des Landes ausgefallen. Angegriffen wurden diesmal vorrangig der Westen und Nordosten des Landes sowie die Zentralukraine.

"Schwierige Tage"

Die FAZ erläuterte, den "Ukrainern stehen schwierige Tage" bevor. Dies hatte der Vorstandsvorsitzende des ukrainischen Netzbetreibers "Ukrenergo", Wladimir Kudrizki, bereits am Dienstagabend einräumen müssen. Die Belastung des Netzes werde aufgrund der einsetzenden Kälte ansteigen. Daher müsse man Vorkehrungen für "erhebliche Stromausfälle" treffen.

In Kiew bleibe die Situation nach Angaben des Bürgermeisters Vitali Klitschko trotz der Stabilisierung des Netzes "schwierig". Elektroenergie sei weiterhin knapp. Die Heizungssysteme in den Wohnvierteln würden durch dezentrale Generatoren mit dem nötigen Strom versorgt, falls das Netz ausfalle. Eine Evakuierung Kiews, über die vor einigen Tagen noch spekuliert worden war, sei nicht geplant.

Konkret bezifferte nach Angaben von RIA Nowosti Dmitri Sacharuk, der Geschäftsführer des ukrainischen Energieunternehmens "DTEK", das Ausmaß der Stromausfälle und -abschaltungen. Ihm zufolge seien rund 40 Prozent der Verbraucher in der Ukraine nach wie vor ohne Strom. Aufgrund schwerer Schäden im Energieversorgungssystem würden die Stromausfälle auch länger andauern. Auch weiterhin werde es daher zu außerplanmäßigen Notabschaltungen kommen. Diese Angaben stimmen mit denen von "Ukrenergo" überein.

Sacharuk zufolge ist die Situation der Stromversorgung in der Ukraine sehr kompliziert, und das Stromnetz des Landes hat großen Schaden genommen. Er wies darauf hin, dass sich einzelne Bezirke darauf einstellen müssen, tagelang keinen Strom zu erhalten.

"Wir reden nicht von ungeplanten Stromausfällen, sondern von geplanten Stromabschaltungen in einigen Gebieten, und die Anzahl der Stunden, in denen diese geplanten Stromabschaltungen stattfinden können, ist sehr gering. Es geht um maximal zwei bis drei Stunden",

erklärte Sacharuk.

Lage im Gebiet Odessa

Im Gebiet Odessa sind derzeit sogar rund siebzig Prozent der Einwohner ohne Strom, wie der Vertreter der regionalen Militärverwaltung, Sergei Brattschuk, am Donnerstag laut RIA Nowosti erklärte.

"In der Region Odessa sind 70 Prozent der 'DTEK'-Kunden ohne Licht. Die anderen haben Licht, weil es entlang ihrer Trassen wichtige Einrichtungen gibt",

schrieb Brattschuk in seinem Telegram-Kanal. Dort, wo die Stromversorgung in Odessa noch möglich sei, erhielten die Bewohner etwa zwei Stunden am Tag Strom. Nach Angaben der örtlichen Niederlassung der Energieholding "DTEK" ist die Zerstörung der Energieinfrastruktur in der Region sehr schwerwiegend. Es werde keinen Strom geben, bis sich die Lage stabilisiert habe, so Brattschuk. Auch die ukrainische Agentur UNIAN beziffert das Ausmaß des Stromausfalls im Gebiet Odessa auf 70 Prozent.

Zur Frage der Energieknappheit in der Ukraine erklärte laut TASS heute Dmitri Peskow, der Pressesprecher des russischen Präsidenten, gegenüber Journalisten, dass es sich um Angriffe auf Infrastruktur handele, die "direkt oder indirekt mit dem militärischen Potenzial der Ukraine und dem ukrainischen Regime zusammenhängt".

Die Stromausfälle für die Bürger seien eine Folge der Angriffe auf die militärische Infrastruktur, die durch die mangelnde Bereitschaft Kiews, mit Russland zu verhandeln, verursacht würden.

Mit Blick auf den massiven Angriff der russischen Streitkräfte auf das ukrainische Militärverwaltungssystem und die damit verbundenen Energieanlagen am 15. November, durch den – nach russischen Angaben – sogar 20 Millionen Menschen ohne Licht und Wärme waren, betonte Peskow:

"Wir sprechen über jene Infrastruktureinrichtungen, die direkt oder indirekt mit dem militärischen Potenzial der Ukraine und dem ukrainischen Regime in Verbindung stehen. … Die mangelnde Bereitschaft der ukrainischen Seite, das Problem zu lösen, in Verhandlungen einzutreten, das Verhalten der ukrainischen Seite, die sich weigert, den Text [der Vereinbarungen von Istanbul] zu verstehen, und so weiter – all das sind Folgen. Auch darüber müssen wir reden",

betonte er auf die Frage, wie die militärischen Ziele der russischen Militäroperation mit der Beeinträchtigung des friedlichen Lebens der Bürger zusammenhängen.

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