Deutschland

Mangel an Diesel-Zusatz AdBlue wird zu dramatischen Auswirkungen nicht nur bei Speditionen führen

Was sich seit Mitte August angekündigt hatte, ist nun eingetreten: Die SKW Stickstoffwerke Piesteritz mussten wegen der Gaskrise ihre Produktion einstellen. Dies bedeutet, dass auch kein Dieselzusatz "AdBlue" mehr hergestellt wird, der für den Betrieb moderner Diesel-Lastwagen und -Busse unverzichtbar ist. Nicht nur Speditionen droht das Aus.
Mangel an Diesel-Zusatz AdBlue wird zu dramatischen Auswirkungen nicht nur bei Speditionen führenQuelle: www.globallookpress.com © Sebastian Willnow/dpa

Wie die Sächsische Zeitung berichtet, mussten die SKW Stickstoffwerke Piesteritz, der größte Stickstoff- und Ammoniakhersteller Deutschlands, ihre Produktion einstellen. Wie das Unternehmen mitgeteilt habe, lohne sich wegen der enorm gestiegenen Energiekosten und der ab Oktober geltenden Gasumlage die Produktion nicht mehr. Daraus folgt, dass auch der Dieselzusatz "AdBlue" nicht mehr erzeugt werde. Die Folgen sind dramatisch, weil ohne diese Harnstofflösung weder Diesel-Lkw noch Busse fahren können. Die Motoren sind heute so gebaut, dass sie AdBlue benötigen.

Die Zeitung zitiert den Unternehmensberater Lucas Fischer, der befürchtet, dass "noch größere Lieferprobleme und im Ernstfall sogar ein totaler Zusammenbruch" drohen könnten. Personalmangel und hohe Spritkosten hätten bereits für großen Schaden bei den rund 14.000 deutschen Speditionen gesorgt.

Drohende Insolzenzen

Weiter heißt es, dass der Mangel an AdBlue nun für viele Betriebe "der letzte Tropfen vor der Insolvenz" sein könnte, wie der auf Speditionen spezialisierte Chef von Media-Recruiting in Gera gewarnt habe. Alle Fahrzeuge, die die Norm Euro-6 erfüllen, könnten ohne AdBlue nicht mehr fahren. "Es ist technisch nicht möglich, und es wäre außerdem Steuerhinterziehung", habe Fischer gegenüber der SZ geäußert. Täglich erhalte er von Unternehmens-Chefs "neue Hiobsbotschaften".

AdBlue wird aus Harnstoff hergestellt, der auch in Dünger, Kunststoff und Kosmetik zum Einsatz kommt. Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie verringere die wässrige Lösung bei der Abgasnachbehandlung von Dieselmotoren die ausgestoßenen Stickoxide um bis zu 80 Prozent.

Die Sächsische Zeitung zitiert den SKW-Sprecher Christopher Profitlich mit folgenden Worten:

"Für uns lohnt es sich derzeit nicht zu produzieren."

Das Unternehmen müsse ab Oktober monatlich 35 Millionen Euro an Gasumlagen bezahlen. Dies sei mehr als der Betrag, den die Firma in einem Jahr als Gewinn erwirtschafte. Finanziell ließe sich dies nicht mehr stemmen.

"Der AdBlue-Markt trocknet aus", so Profitlich. Ebenso hätten andere Hersteller in Deutschland ihre Produktion herunterfahren müssen, so die BASF in Ludwigshafen und eine Produktionsstätte des norwegischen Yara-Konzerns in Brunsbüttel. Aufgrund der ähnlich gelagerten Probleme in ganz Westeuropa gebe es auch keine Möglichkeit, den Mangel durch Importe auszugleichen.

Der SKW-Sprecher habe weiter erläutert:

"Zwei Drittel aller Transporte finden auf der Straße statt, die letzte Meile immer per Lkw. Und da reden wird noch nicht von Privatfahrern, öffentlichem Nahverkehr, Landwirtschaft, Technischem Hilfswerk, Polizei."

Traditionsbetrieb

Das SKW-Werk im Ortsteil Piesteritz der Lutherstadt Wittenberg hat eine Geschichte, die bis ins Jahr 1915 zurückreicht. Während der DDR trug das Werk den Namen VEB Stickstoffwerk Piesteritz und war ab 1979 der Leitbetrieb des Kombinats Agrochemie. Nach der sogenannten Wende wurde es zu einer Tochterfirma der oberbayerischen Trostberg AG. Seit dem Jahr 2006 gehöre SKW zu hundert Prozent dem tschechischen Unternehmen Agrofert in Prag. Gegenwärtig hat SKW 860 Beschäftigte, denen das Aus droht.

In der vorigen Woche hatte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) die Firma besucht. Das Unternehmen soll der Bundesregierung ein Angebot gemacht haben. Demnach sei SKW "bereit, in Vorleistung zu gehen und notfalls zunächst mit Verlusten zu produzieren", falls die Politik erkennen lasse, das Problem mit der Gasumlage anzugehen.

In der Vergangenheit hätten die Spediteure mit Kosten für AdBlue von etwa 17 Cent pro Liter kalkuliert, doch nun müsse bereits mit 1,45 Euro gerechnet werden. Bei einem Lkw müsse man einen Verbrauch von drei Litern AdBlue auf 100 Kilometer ansetzen. Für viele kleine und mittelständische Fuhrunternehmen würden sich hieraus bereits jetzt  existenzgefährdende Kostensteigerungen ergeben.

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