Umfrage: 41 Prozent der Ukrainer bejahen die historische Einheit von Ukrainern und Russen
41 Prozent der Ukrainer haben in einer Umfrage der Aussage des russischen Präsidenten Wladimir Putin zugestimmt, dass "Russen und Ukrainer ein Volk sind, das demselben historischen und geistigen Raum angehört". Zu diesem Ergebnis kommt laut Medienberichten das ukrainische soziologische Institut Rejting. Dagegen lehnten 55 Prozent der Befragten die Aussage ab. Die Antworten unterschieden sich in den Landesteilen deutlich.
Die Ergebnisse der Umfrage wurden nach Wohnort, Alter sowie religiöser und politischer Zugehörigkeit aufgeschlüsselt. Auffallend ist, dass unter der Jugend die Zustimmung zu Putins Aussage höher war. Unter den Regionen sind die Unterschiede weiterhin groß. Neu ist der Zusammenhang zwischen Konfession und Politik, den die Umfrage aufzeigte, der aber bei Berichten über die Ukraine in der Regel unerwähnt bleibt.
Region, Konfession, Alter
Im Osten der Ukraine stimmten mit 65 Prozent am häufigsten Menschen Putins Aussage zu, gefolgt vom Süden mit 56 Prozent. In der Zentralukraine fanden sich nur 36 Prozent Befürworter. Im ukrainischen "Kernland" im Westen gab es nur 22 Prozent, die zustimmten.
Unter den Zustimmenden gaben 66 Prozent an, der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats anzugehören. Einfache Gläubige, die sich keiner besonderen Konfession zuordneten, waren mit 55 Prozent vertreten, Atheisten mit 43 Prozent, unter den Angehörigen der Orthodoxen Kirche der Ukraine waren es 33 Prozent. Mit nur 10 Prozent gefiel die Aussage Putins den griechisch-katholischen Ukrainern am wenigsten. Ihre Kirche ist dem Papst unterstellt. Bezüglich der Konfession fällt auf, dass es keine Angaben zum Umfrageergebnis unter Moslems gibt.
Für eine Überraschung sorgte, dass die ukrainische Jugend leicht über dem Durchschnitt der Umfrage lag. So stimmten 44 Prozent der Ukrainer zwischen 18 und 29 Jahren Putins Aussage zu. Das Ergebnis der übrigen Bevölkerung schwankte zwischen 39 Prozent und 42 Prozent.
Parteien
Unter den ukrainischen Parteien herrschen laut der Umfrage noch größere Unterschiede vor als bei den Konfessionen. So stimmten 86 Prozent unter den Wählern der russlandfreundlichen Partei "Oppositionsplattform – Für das Leben", die mit 13 Prozent im ukrainischen Parlament vertreten ist, Putins Aussage zu. Wähler der Partei des amtierenden ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, "Diener des Volkes", stimmten zu 35 Prozent Putin zu.
Mit 12 Prozent bzw. 10 Prozent erhielt der russische Präsident von den Wählern der Parteien "Freiheit" und "Europäische Solidarität" am wenigsten Zustimmung. Bei "Freiheit" handelt es sich um eine rechtsradikale Partei, die in der Tradition des ukrainischen Nationalismus steht. "Europäische Solidarität" ist die Partei des ehemaligen Präsidenten Petr Poroschenko.
Deutsche Medien werfen Putin "Ukraine-Doktrin" vor
Eine Umfrage unter deutschen Medienvertretern zur Frage Russlands und Ukraine würde vermutlich weniger divergent ausfallen als bei der jüngsten in der Ukraine. Dies legen zumindest die deutschen Medienberichte zur Aussage Putins nahe. Hinsichtlich seiner historischen Aussagen warfen deutsche Zeitungen dem russischen Präsidenten Unbildung und Faktenverdrehung vor.
Putin wurde sogar vorgeworfen, eine "Ukraine-Doktrin" formuliert zu haben. In der politischen Konsequenz verneine er die Legitimität des ukrainischen Staats und die Existenz der ukrainischen Nation. In der jüngsten Umfrage aber haben die Ukrainer selbst gezeigt, dass sie ihre Identität keineswegs so eindeutig betrachten wie Journalisten in Deutschland.
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