Oberkommandeur der ukrainischen Armee: Wir sind bereit für eine Offensive
Der Oberkommandeur der ukrainischen Armee Ruslan Chomtschak bestätigte in einem großen Interview völlige Gefechtsbereitschaft seiner Streitkräfte zu einem möglichen Krieg. Auf die Frage der Journalistin, ob die Ukraine in der Konfliktregion im Osten des Landes in Offensive gehen könne, sagte er, dass dies natürlich möglich sei. Außerdem müsse die ukrainische Armee bereit sein, "die territoriale Integrität und Unabhängigkeit unseres Staates zu schützen".
"Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen wir bereit sein, sowohl offensiv als auch defensiv zu agieren und Manöver durchzuführen. Natürlich bereiten wir uns auf die Offensive vor … Wir haben Erfahrung in der Kriegsführung in der Ostukraine", sagte der 53-jährige Generaloberst.
Außerdem – so versicherte er – "hat der Oberbefehlshaber (Präsident des Landes Wladimir Selenskij, Anm. der Red.) keine Probleme, Befehle zu erteilen oder Entscheidungen zu treffen."
Letzte Woche hat Wladimir Selenskij die neue Militärstrategie der Ukraine genehmigt. Im Dokument wird insbesondere die Möglichkeit eines Krieges für die Rückgabe der nicht von der Regierung kontrollierten Gebiete erwähnt.
Der Algorithmus selbst beschreibt verschiedene Modelle der Verteidigung: Zuerst kommen reguläre Truppen zum Einsatz, dann, wenn diese versagen, werden "territoriale Verteidigungskräfte" hinzugezogen. Diese werden gemäß der Strategie der "allumfassenden Verteidigung" aus einer Art Partisanenbewegung bestehen.
In jeder dieser Phasen ist die Beteiligung der NATO-Verbündeten vorgesehen. Laut Angaben des Portals strana.ua wurde das Militärbündnis im Dokument 19 Mal erwähnt. Der mögliche Krieg sollte "mithilfe der internationalen Gemeinschaft zu für die Ukraine günstigen Bedingungen" gestoppt werden.
Weiter heißt es, dass der Erfolg der gesamten Militärstrategie unter anderem von "der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Unterstützung der Ukraine durch die internationale Gemeinschaft in der geopolitischen Konfrontation mit der Russischen Föderation" abhängt.
Ein weiterer Punkt besteht darin, dass Kiew laut Papier sich bereit zeigt, in einen Krieg zwischen Drittstaaten zu ziehen und deutet daraufhin an, dass es ein Krieg zwischen den wichtigsten NATO-Staaten und Russland sein kann. Es sei möglich, dass die Ukraine "in einen internationalen bewaffneten Konflikt hineingezogen wird, insbesondere zwischen atomar bewaffneten Staaten."
Die Ukraine hält den Konflikt im Osten des Landes für einen Angriff Russlands. Die Rebellen in der Ostukraine sehen jedoch den Grund für den Konflikt im prowestlichen Putsch in Kiew im Februar 2014. Infolgedessen begannen nationalistische Kräfte, die russlandfreundlichen Stimmen brutal zu unterdrücken. Russland bewertet den Konflikt als Bürgerkrieg, der durch politischen Prozess und Verleihung von Autonomierechten der abtrünnigen Region gelöst werden kann.
Der Krieg hat bislang mehr als 13.000 Opfer auf beiden Seiten gefordert. Die Zivilisten starben fast ausschließlich in den von Aufständischen kontrollierten Gebieten. Der ukrainische Stabschef Ruslan Chomtschak sieht in einer möglich großen Opferzahl unter Zivilisten ein Hinderungsgrund für eine neue Phase des Krieges.
"Wenn wir heute in die Offensive gehen, verstehen wir, was Donezk ist: Es ist eine Stadt mit vielen Millionen Einwohnern", betonte er.
Chomtschak merkte an, dass während der Offensive viele Risiken bestehen, dass viele Menschen unter der lokalen Bevölkerung sterben werden. "Schließlich sind das Ukrainer, das sind Menschen. Was wird das humanitäre Völkerrecht sagen?"
Am Dienstag berichtete der Generaloberst im Parlament den Abgeordneten über die begonnene Eskalation und schob die Schuld auf Russland. Er machte deutlich, dass die Russische Föderation bereit sei, die Ukraine anzugreifen. Der Kremlsprecher Dmitri Peskow äußerte am Dienstag die Hoffnung, dass die Spannungen im Donbass nicht zu offenen Kampfhandlungen führen werden.
In den letzten Monaten hat sich die Situation im Konfliktgebiet mehrmals zugespitzt. Beide Seiten melden Verluste unter Militärangehörigen. Die Regierung der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk beklagte verstärkten Minenbeschuss vonseiten der Ukraine und meldete Todesfälle durch Scharfschützen. Ein 71-jähriger Rentner soll beim Hühnerfüttern aus einer Entfernung von 300 Meter erschossen worden sein, teilten die örtlichen Behörden am 23. März mit und zeigten ein Foto des Opfers. Die Ukraine bestritt die Verantwortung und nannte den Fall "einen Fake".
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