Lateinamerika

Mexiko: Illegale Bauarbeiten gefährden die Ruinenstätte Teotihuacán

Teotihuacán gehört zu Mexikos größten Touristenattraktionen – das könnte der Ruinenstadt nun zum Verhängnis werden: Illegal wird ein Bauprojekt für eine touristische Vergnügungsstätte vorangetrieben. Archäologen befürchten den unwiderruflichen Verlust von Kulturgütern.
Mexiko: Illegale Bauarbeiten gefährden die Ruinenstätte TeotihuacánQuelle: Reuters © Carlos Jasso / Reuters

In dem Areal der archäologischen Stätte Teotihuacán, die seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, 50 Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt, sind Bauarbeiten strikt verboten. Dennoch werden dort illegal und meist nachts Arbeiten auf zwei privaten Grundstücken durchgeführt. Das berichtet das mexikanische Nationalinstitut für Anthropologie und Geschichte (INAH). In der Nacht zum Freitag haben sich nun Vertreter des mexikanischen Kulturministeriums unterstützt von Nationalgarde und Polizei Zutritt zur Baustelle in der Ortschaft Oztoyahualco und diese inspiziert. In einer Pressemitteilung erklärte das Kultusministerium, dass bereits wertvolle archäologische Zeugnisse verändert und zum Teil zerstört wurden.

Obwohl schon zwei Bauverbote und eine Klage vorliegen, trafen die Inspektoren rund 60 Arbeiter auf der Parzelle an, wie es in der Mitteilung hieß. Das Gelände sei eingezäunt, und es seien Fundamente gelegt worden. Nach Angaben der Behörden liegen unter den Grundstücken mindestens 25 archäologische Strukturen und Höhlen mit Überresten. Offen bleibt die Frage, warum die Behörden erst nun eingegriffen haben, obwohl Archäologen laut der Nachrichtenagentur Reuters schon seit Monaten diesbezüglich warnten und im April Anzeige erstattet haben.

Laut Reuters ließ sich der Auftraggeber des Baus nicht ermitteln, und auch die mexikanischen Behörden wollten Reuters gegenüber keine Aussage machen. Die Nachrichtenagentur dpa berichtet hingegen mit Verweis auf Medienberichte, dass auf dem Areal eine Vergnügungsstätte für Touristen entstehen solle.

Teotihuacán ist eine der bekanntesten archäologischen Stätten in Lateinamerika. Zwischen etwa 100 vor unserer Zeitrechnung und 650 unserer Zeitrechnung entwickelte sich die Stadt zu einem zivilisatorischen Zentrum des präkolumbischen Amerika. Schätzungsweise lebten auf ihren Höhepunkt mehr als 100.000 Einwohner in der Metropole eines ausgedehnten Handelsnetzwerks. Archäologische Fundobjekte wie Keramik und rasiermesserscharfe Obsidian-Klingen belegen die weite Vernetzung in dieser Zeitperiode. Warum die Stadt zwischen 650 und 750 unserer Zeitrechnung aufgegeben wurde, ist bislang ungeklärt.

Als die Azteken im 15. Jahrhundert zur führenden Macht Mexikos wurden, fanden sie die Stätte verlassen vor. Sie verehrten diese aber als Wallfahrtsort und gaben ihr den Namen Teotihuacán ("Der Ort, an dem die Götter geboren wurden" – kurz: "Stadt der Götter"). Berühmt sind heutzutage die imposante Sonnen- und Mondpyramide und der Tempel des Gottes Quetzalcóatl. Teotihuacán ist eine der größten Touristenattraktionen Mexikos und wurde im Jahr 2018 von über vier Millionen Besuchern besichtigt.

Durch die Bauarbeiten in der Schutzzone werden bislang noch nicht ausgegrabene Teile von Teotihuacán gefährdet. Gegenüber Reuters äußerte sich die Archäologin Linda Manzanilla, die seit den 1980er-Jahren an der Ruinenstätte forscht. Besonders "schmerzhaft" für sie ist die möglicherweise unwiderrufliche Zerstörung ganzer antiker Wohnkomplexe durch die Erdbewegungen der Bauarbeiten. Diese finden im Westen der Mondpyramide auf einem Areal statt, auf dem die Archäologen erst kürzlich Hinweise auf Gebäudestrukturen und angelegte Plätze entdeckten. Manzanilla ist sich sicher:

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich hier sehr große Komplexe befinden."

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