Afrika

"Für Russland günstige Narrative": Emmanuel Macron besorgt über Russlands Einfluss in Afrika

Infolge der Spannungen zwischen dem Westen und Russland wird Afrika zu einem begehrten Partner. Diese Woche ist der Kontinent ein wichtiges Reiseziel für gleich zwei ranghohe Amtsträger: Russlands Außenminister Sergei Lawrow und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.
"Für Russland günstige Narrative": Emmanuel Macron besorgt über Russlands Einfluss in AfrikaQuelle: AFP © LUDOVIC MARIN

Nur wenige Tage nach dem russischen Außenminister Sergei Lawrow ist auch der französische Präsident Emmanuel Macron zu einer Afrika-Tour aufgebrochen. Am Dienstag traf der Politiker in Kamerun ein. Nach den Verhandlungen mit seinem Amtskollegen Paul Biya zeigte sich Macron auf einer Pressekonferenz in Yaoundé besorgt über immer reger werdende Kontakte zwischen afrikanischen Ländern und russischen Diplomaten und Armeeangehörigen.

"Das ist eine neue Form. Ich würde sie nicht einmal als Kooperation bezeichnen. Es geht eher darum, geschwächten politischen Führungen oder absolut illegitimen militärischen Junten zu gefallen. Dies erregt im Wesentlichen Besorgnis um den afrikanischen Kontinent."

Macron zufolge gebe es "zwei Typen der russischen Präsenz" in Afrika. Einerseits baue die russische Diplomatie seit Jahrzehnten Kontakte zu afrikanischen Ländern auf. Russland sei eine "politische und militärische Großmacht", die historisch bedingt wirtschaftliche und mitunter militärische Beziehungen zu vielen Staaten in Afrika aufrechterhalte. Gleichzeitig zeigte sich der französische Präsident über die "hybride Präsenz" Russlands auf dem Kontinent besorgt und verurteilte die angebliche Verbreitung von Falschinformationen und "für Russland günstigen Narrativen". Dabei bezog sich der Politiker auf die Eröffnung von neuen Büros der russischen Auslandsmedien Sputnik und RT in Afrika. Macron weigerte sich, ihre Mitarbeiter als Journalisten zu bezeichnen.

Außerdem warf der französische Präsident Moskau vor, seine diplomatischen Kontakte mit der Intervention von privaten Militärunternehmen zu ergänzen. Frankreich werde deswegen alles Mögliche tun, damit die afrikanischen Regierungen diplomatische Kontakte zu Paris aufrechterhielten und die Interessen ihrer Völker verteidigten. Nach wie vor setze sich Frankreich für die Sicherheit des Kontinents ein und leiste auf Bitte seiner afrikanischen Partner Unterstützung.

Ferner kritisierte Macron die "Dummheiten", die sich seiner Ansicht nach infolge des Ukraine-Kriegs in Afrika verbreitet hatten.  

"Wir werden von gewissen Menschen attackiert, die behaupten, dass die europäischen Sanktionen die Ursache der globalen Lebensmittelkrise, darunter in Afrika, seien."

Darüber hinaus warf er bestimmten afrikanischen Kreisen Heuchelei vor, indem sie sich weigerten, die Situation in der Ukraine direkt einen Krieg zu nennen.

Macrons Afrika-Reise nach Kamerun, Benin und Guinea-Bissau erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Frankreich seinen Einfluss als frühere Kolonialmacht in Westafrika schrumpfen sieht – vor allem wegen der handelswirtschaftlichen Aktivitäten Chinas, Indiens und Deutschlands. Eines der Ziele dieser Reise sei es, das Engagement des Präsidenten für den Neustart des Verhältnisses mit dem afrikanischen Kontinent zu demonstrieren, zitiert die Nachrichtenagentur AFP einen namentlich nicht genannten Vertreter des Élysée-Palasts. Die Reise fällt praktisch zeitlich mit Lawrows Besuch in Ägypten, Äthiopien, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo zusammen.

Der Beniner Politologe Joël Atayi-Gbèdègbé ist der Meinung, dass Macron mit seiner Afrika-Tour neben allen handelswirtschaftlichen Aspekten auch versuche, die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen und sein Ansehen bei den afrikanischen Regierungen wiederherzustellen. Yves Tsala, Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Yaundé, erklärte, dass der französische Staatschef vorhabe, von den afrikanischen Staaten mehr Unterstützung in der UNO zu bekommen, nachdem sich acht afrikanische Länder, darunter Kamerun, bei einer Dringlichkeitssitzung der UNO Anfang dieses Jahres geweigert haben, für eine Resolution zur Verurteilung der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine zu stimmen.

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