Meinung

Wie westliche "Fans" der Ukraine den Konflikt in eine private Safari verwandeln

Von Wackelköpfen, mit denen Wladimir Selenskij gehuldigt wird, bis hin zum Sponsoring beschrifteter Granaten – die Menschen werden mithilfe perverser Unterhaltung in den Ukraine-Konflikt gelockt.
Wie westliche "Fans" der Ukraine den Konflikt in eine private Safari verwandelnQuelle: AFP © Francois Walschaerts

Von Ian Miles Cheong

Für viele im Westen ist das Beobachten des Ukraine-Konflikts zu einem Volkssport geworden. Zu einer Art Zeitvertreib, der durch eine Flut pro-ukrainischer Propaganda in den westlichen Medien, durch die Mythenbildung fiktiver ukrainischer Superhelden und die Entmenschlichung von Russen – einschließlich der Zivilisten – genährt wird. Jetzt hat diese latente Gewaltbereitschaft eine neue Ebene erreicht und ist fast zu einem interaktiven Videospiel geworden, bei dem weit entfernte Beobachter indirekt Teilnehmer des Konflikts sein können.

Diejenigen, die sich dem im Westen allgemein gültigen Narrativ zur Ukraine verschrieben haben, tragen stolz die Teamfarben Blau und Gelb und gönnen sich die Fanartikel ihres Teams – alles aus der Sicherheit ihrer Wohnzimmersessel heraus und verschanzt hinter ihren Monitoren.

Es fing an mit Wackelkopfpuppen mit dem Kopf von Selenskij, maßgefertigten Legofiguren der Asow-Kämpfer und Aufklebern mit der Aufschrift "Heilige Javelin" – und jetzt verkaufen Profiteure des Krieges, die sich natürlich selbst als "Freiwillige" bezeichnen, sogar Botschaften auf Artilleriegranaten, die in Wohnvierteln im Donbass landen. Darüber hat die Washington Post kürzlich ausführlich berichtet.

Man kann jetzt an diesem blutigen Spektakel teilnehmen, indem man Geld dafür bezahlt, dass die eigenen Slogans und Sprüche auf Drohnen und Granaten angebracht werden, die dann gegen die russischen Soldaten und die russischsprachige Bevölkerung im Donbass gerichtet werden. Tausende aus dem Westen, die nicht direkt von der Gewalt betroffen sind, spielen dieses interaktive Spiel fröhlich mit und sponsern Botschaften wie "Hey Russe! Ich hoffe, Du magst ukrainisches Schwermetall" bis hin zum weniger subtilen "Fick dich Russe!", wie von Kyiv Independent – einem von westlichen Regierungen finanzierten Online-Medium – stolz als Beispiele angeführt wird.

Das ist eine Praxis, die durch die Entmenschlichung jeder russischsprachigen Person im Donbass erleichtert wird. Indem man sie "Orks" nennt oder die russischen Streitkräfte mit den mittelalterlichen mongolischen Horden vergleicht, unterstützt durch die Erschaffung fiktiver Helden wie dem "Geist von Kiew" und den heldenhaften ukrainischen Truppen, die sich auf der Schlangen-Insel ergeben mussten – alles falsche Narrative, die von Boulevardzeitungen und Einpeitschern in der Politik eifrig gefördert wurden. Zum Beispiel von dem US-Kongressabgeordneten Adam Kinzinger und dem Berufs-Russophoben Malcolm Nance.

Es ist ein gewisses Maß an Kühnheit erforderlich, um sich auf diese Weise in einen Konflikt zwischen zwei Nationen verwickeln zu lassen, die man sechs Monate zuvor wahrscheinlich nicht einmal auf einer Weltkarte finden konnte. Diejenigen, die sich dem Prozess der Kommerzialisierung des realen Leidens hingeben, wünschen sich nicht nur den Tod von Menschen, die sie nicht kennen, sondern zahlen sogar noch dafür, um indirekte Teilnehmer am Morden zu werden. Eine der gemeinnützigen Organisationen, die für das Verfassen der Botschaften auf Granaten verantwortlich ist, gibt unumwunden zu, dass man den "Hass auf Russen" nutze, um die Leute dazu zu bringen, Geld zu überweisen.

"Einige der Freiwilligen nehmen Bestellungen direkt an der Front entgegen und schreiben die bestellten Botschaften mit einem wasserfesten Filzstift auf die Granaten. Andere gehen professioneller vor, richten die Granaten im Voraus her und liefern die fertig beschriftete Munition an die Soldaten an der Front", berichtete der Kyiv Independent. Es ist ein Business, wenn auch ein blutiges – das Hinzufügen von Sprüchen und Verwünschungen auf Artilleriegranaten kann so billig sein wie 10 US-Dollar für triviale Sprüche, und bis zu 500 US-Dollar für aufwendigere, nach kundenspezifischen Wünschen angebrachte Botschaften. Und für fast 19.000 US-Dollar wird eine Drohne komplett in eine fliegende Plakatwand verwandelt.

Denjenigen, die dafür bezahlen, dass ihre Botschaften auf Granaten geschrieben werden, wird gesagt, dass das Geld verwendet werde, um Treibstoff, Lebensmittel und Munition für die ukrainischen Truppen an der Front zu kaufen. Je mehr man also beiträgt, desto erfolgreicher kann man sich fühlen – ohne, dass man nachverfolgen könnte, wohin das Geld tatsächlich fließt. Die Frage, warum das ukrainische Militär Spenden braucht, während es praktisch vollumfänglich von westlichen Regierungen finanziert wird – natürlich durch Steuergelder der Bürger der jeweiligen Länder – scheint niemandem in den Sinn zu kommen, der sich dieser neuen Form der interaktiven Unterhaltung hingibt.

Das Schreiben von Botschaften auf Granaten ist an sich nichts Neues – es ist eine gut dokumentierte Praxis, die seit dem Zweiten Weltkrieg praktiziert wird. Aber diese Praxis für ein globales Publikum, das auf Blutvergießen in Echtzeit eingestellt ist, zur Ware zu machen, ist eine völlig neue Dimension, die erst mit dem Aufkommen der sozialen Medien möglich wurde. Es ist Brot und Spiele für die Bourgeoisie des 21. Jahrhunderts – für Menschen, die das Gefühl haben wollen, etwas zu bewegen, während sie den sozialen Zusammenbruch ignorieren, der sich um sie herum ausbreitet.

Und falls Sie sich gerade fragen… Nein, Sie dürfen die gegnerische Mannschaft nicht anfeuern. Hinterfragen Sie einfach nichts.

Man stelle sich vor, die Russen hätten ein ähnliches Angebot propagiert, bei dem man sich von den Taliban "Fick Amerika" auf improvisierte Sprengfallen gegen die US-Streitkräfte in Afghanistan hätte schreiben lassen können – es hätte im US-Kongress einen wochenlangen Aufschrei gegeben, gefolgt von der Forderung, Russland den Krieg zu erklären, und begleitet von einem Aufheulen der Medien in Endlosschleife.

Solange es eine Nachfrage nach perverser Unterhaltung gibt, wird immer jemand für perverse Unterhaltung sorgen. Und die Propagandisten werden alles rechtfertigen – egal, wie schrecklich die Kosten für die Zivilisten am anderen Ende der Flugbahn dieser Granaten sind.

Übersetzt aus dem Englischen.

Ian Miles Cheong ist ein Politik- und Kulturkommentator. Seine Arbeiten wurden in The Rebel, Penthouse, Human Events und The Post Millennial veröffentlicht. Man kann Ian auf Twitter unter @stillgray und auf Telegram @CultureWarRoom folgen.

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.