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Folterkurse beim australischen Militär: Mussten sexuelle Handlungen an einer Kinderpuppe durchführen

Damit australische Soldaten auf eine eventuelle Gefangennahme im Krieg vorbereitet sind, werden sie im Rahmen eines geheimen Foltertrainingsprogramms offenbar teilweise selbst gefoltert. Demnach sollen Ausbilder traumatisierende Situationen inszeniert haben, darunter auch eine simulierte Kindesvergewaltigung.
Folterkurse beim australischen Militär: Mussten sexuelle Handlungen an einer Kinderpuppe durchführenQuelle: Gettyimages.ru © Klubovy

An australischen Soldaten sind im Rahmen eines geheimen Folter-Trainingsprogramms des Militärs nach Angaben eines Whistleblowers offenbar Folter- und Vergewaltigungsszenen inszeniert worden, die bei einzelnen Soldaten schwere Traumata hervorriefen. Das berichtet der britische Guardian exklusiv. Konkret geht es um den Ausbildungskurs "Conduct After Capture Level C". In dem Programm wird eine Kriegsgefangenschaft simuliert, bei der Soldaten mehr als 72 Stunden lang folterähnlichen Bedingungen ausgesetzt sind.

Der ehemalige Soldat und Teilnehmer an dem Programm, Damien De Pyle, berichtete dem Guardian, dass er während der sogenannten "End- oder Demütigungsphase" des Kurses zu schockierenden und erniedrigenden Akten gezwungen worden sei. Unter anderem habe er nach mehrstündigem Schlafentzug seinem christlichen Glauben abschwören und anschließend auf eine Bibel masturbieren sollen. Später sei er von den Ausbildern sogar gezwungen worden, mit einem Sexspielzeug verdorbene Handlungen an einer Kinderpuppe vorzunehmen:

"Es war ein kleines Mädchen, und er sagte mir, ich solle simulieren, wie ich die Puppe mit einem Dildo vergewaltige (...) er [der Ausbilder] packte meine Hände und fing an, die Bewegung selbst mit meinen Händen sowie dem Dildo und der Puppe auszuführen."

Als Teil der Simulation wurde ihm gesagt, dass seine Kameraden getötet würden, wenn er sich weigern würde. "Ich war so weit von der Realität entfernt, dass ich dachte, sie würden wirklich einen der anderen Gefangenen töten", erklärte De Pyle. "Er ist eine Autoritätsperson. Ich befand mich in einem Zustand extremer psychologischer Verwundbarkeit. Es gab keinen Ausweg für mich."

Das australische Verteidigungsministerium erklärte auf Anfrage des Guardian hingegen, dass das Training freiwillig sei und dass Teilnehmende das Recht hätten, den Kurs jederzeit abzubrechen, oder sich von einem Psychologen vor Ort unterstützen zu lassen. Während des Trainings stünden den Soldaten demnach zwei Psychologen, ein Medizintechniker und ein neutraler Beobachter zur Seite, die jederzeit eingreifen und das Training beenden könnten.

"Diese Beobachter haben die Befugnis, die Ausbildung sofort zu stoppen, wenn sie der Meinung sind, dass das Wohlergehen der Studenten gefährdet ist. Die Sicherheit und das Wohlergehen des Personals stehen im Mittelpunkt aller Ausbildungsaktivitäten des Verteidigungsministeriums. Das Verteidigungsministerium duldet kein inakzeptables Verhalten in irgendeiner Form. Das Verteidigungsministerium nimmt alle Anschuldigungen ernst und ergreift Maßnahmen, um sicherzustellen, dass sie schnell und angemessen behandelt werden."

Weshalb die Beobachter im Falle des betroffenen australischen Soldaten Damien De Pyle, der seine Geschichte als Whistleblower nun an die Medien gab, nicht eingriffen, bleibt vorerst offen. De Pyle beklagte, dass ihn der Kurs schwer traumatisiert habe und er seither an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS, leide. Bei der PTBS handelt sich um eine psychische Störung, die häufig als Folge eines extremen Ereignisses auftritt, beispielsweise nach einer lebensbedrohlichen Situation im Krieg oder nach einer Katastrophe. 

Neu sind die Anschuldigungen De Pyles nicht. Bereits vor fünf Jahren ließ der australische Senat untersuchen, ob die Foltertrainings des Militärs mit gängigen Standards einhergingen. Vor Senatoren bezeugten betroffene Soldaten damals, im Rahmen dieser Kurse entkleidet, gefesselt, in Stresspositionen gehalten und mit lauten Geräuschen gefoltert worden zu sein. In einigen Fällen mussten die Teilnehmer demnach auch Einschüchterungen durch Polizeihunde sowie leichte körperliche Misshandlungen ertragen. Während des Kurses seien die Soldaten zudem einem Schlaf- und Essensentzug ausgesetzt gewesen, eine Foltermethode, die bei Menschen Halluzinationen hervorruft und sie den Bezug zur Realität verlieren lässt.

Die Untersuchung folgte auf eine Klage des ehemaligen Soldaten Evan Donaldson, der gegenüber der tasmanischen Senatorin und Verteidigungsveteranin Jacqui Lambie erklärt hatte, zehn Jahre zuvor bei einer Übung zur Verweigerung von Verhören misshandelt worden zu sein. Ein Ausbilder habe ihm unter anderem sein Knie in das Gesäß gerammt, was einen Riss verursacht habe, so Donaldson. Um die Blutung zu stoppen, habe er Toilettenpapier benutzen müssen. "Ich weiß, dass es bestimmte Übungen gibt, die man mit Leuten in unserem Militär durchführen muss, für den Fall, dass sie eine Geisel werden", sagte Lambie damals.

"Ich fand das sehr beunruhigend (...) die Leute, die vor einem stehen und notfalls einen Schuss abgeben sollten, ernsthaft zu misshandeln, ist offen gesagt, widerlich.

Das Verteidigungsministerium sollte den Kurs nach der Untersuchung reformieren und die Trainingsteilnehmenden besser schützen, doch die aktuellen Vorwürfe zeichnen nun erneut ein verstörendes Bild des australischen Trainingsprogramms, wie weitere Anschuldigungen De Pyles zeigen. So sei ihm in der letzten Phase der Ausbildung ein Dildo ausgehändigt worden, den er zwischen seinen Beinen platzieren musste. "Ich trug einen Kittel, unter dem sich wirklich nichts befand. Das sollte andeuten, dass es meine Genitalien wären", sagte er dem Guardian.

"Er [der Trainer] machte dann Bemerkungen über meinen Glauben als Katholik und sagte, dass es mir Spaß machen müsse, Kinder sexuell zu belästigen."

Dr. Steven Scally, ein ehemaliger medizinischer Offizier, beaufsichtigte im Rahmen seiner Tätigkeit zahlreiche solcher Trainings. Gegenüber dem Guardian erklärte er, dabei niemals Zeuge von simulierten Vergewaltigungen geworden zu sein. Dennoch gestand er ein, dass er nur bedingt hätte eingreifen können. "Wir waren nicht an der Planung beteiligt, oder man hat uns nicht wirklich gesagt, worum es geht", so Scally. Er selbst habe im Laufe dieser Trainings einmal erlebt, wie ein halbnackter Soldat vor den Augen anderer, an eine Wand gefesselt, mit einer Schusswaffe bearbeitet wurde. "Das war wie eine Art makabre Nebenvorstellung." Dennoch hätten sowohl er als auch der betreuende Psychologe sich nicht dazu in der Lage "gefühlt" einzugreifen.

"Ich habe auf die Möglichkeit verzichtet, nein zu sagen (...) Ich habe nicht das Recht auf Details."

Damien De Pyle hingegen möchte eingreifen: Mit seiner Geschichte ist er eigenen Angaben zufolge an die Öffentlichkeit gegangen, weil etwaige Versuche, seine Beschwerde "direkt mit der Regierung zu klären" zuvor an dieser scheiterten. Demnach habe er sich bereits im August 2020 beim Australian Defence Force Investigative Service (ADFIS), der Dienstpolizei der australischen Streitkräfte, über die Behandlung, die er während dieses Kurses erfahren hat, beschwert. 

"Mir wurde gesagt, dass ich die Ergebnisse dieser Untersuchung nicht erfahren würde. Und dass ich keine Möglichkeit hätte, die Entscheidung anzufechten, wenn ich damit nicht einverstanden wäre, oder auch nur zu erfahren, wie die Schlussfolgerung lautete", erklärte De Pyle dem indischen TV-Sender Wion. Im Jahr 2021 habe er dann eine formelle Beschwerde bei der australischen Menschenrechtskommission (AHRC) eingereicht:

"Nachdem die Regierung jedoch nicht bereit war, den Kurs zu ändern, beschloss der AHRC im August 2022, den Fall abzuschließen, da es zu schwierig sei, ihn zu untersuchen. Mir blieben keine anderen Möglichkeiten, um meine Beschwerde bearbeiten zu lassen, und so wandte ich mich an die Medien."

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