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Abriss scheitert an Geldmangel: Breschnew-Denkmal in seiner Geburtsstadt hat Schonfrist

In der Ukraine werden zurzeit massenweise Denkmäler abgerissen, die an den Zweiten Weltkrieg oder an russische Schriftsteller erinnern. Denkmäler sowjetischer Politiker waren schon in früheren Abrisswellen beseitigt worden. Wie durch ein Wunder steht eine Büste für Leonid Breschnew bis heute in dessen ukrainischer Geburtsstadt.
Abriss scheitert an Geldmangel: Breschnew-Denkmal in seiner Geburtsstadt hat SchonfristQuelle: Gettyimages.ru © Mondadori Portfolio / Kontributor

Leonid Breschnew war von 1964 bis 1982 Staats- und Parteichef der Sowjetunion und blickte vor seinem Ableben mit 18 Jahren in den obersten Ämtern auf die nach Josef Stalin zweitlängste Regierungszeit zurück. Sein Wirken ist umstritten: Auf der einen Seite ließ er die wohl günstigste Zeit für Reformen, die der UdSSR wahrscheinlich die Existenz gerettet hätten, tatenlos verstreichen. Auf der anderen Seite erinnert sich die ältere Generation in den Nachfolgestaaten der 1991 zerfallenen Union an ihn als die Verkörperung ruhiger und satter Jahre, einer Stabilität und Sicherheit, die in den folgenden drei unruhigen Jahrzehnten schmerzlich vermisst wurde.

Geboren wurde Breschnew am 19. Dezember 1906 im ukrainischen Dorf Kamenskoje am Dnjepr. Während der sowjetischen Industrialisierung wurde das Dorf zu einer Industriestadt, der drittgrößten in der Region Dnjepropetrowsk, ausgebaut und hieß von 1936 bis 2016, als der Name infolge des Maidan-Umsturzes "dekommunisiert" wurde, Dnjeprodserschinsk. Seitdem trägt sie wieder den historischen Namen Kamenskoje. 

Wie durch ein Wunder überlebte in seiner Geburtsstadt ein Denkmal für Breschnew alle Wellen der Bilderstürmerei, obwohl ansonsten im Land inzwischen alle Denkmäler für kommunistische Politiker abgerissen sind und sich die ukrainisch-nationalistischen Bilderstürmer an Denkmälern, die an den Zweiten Weltkrieg erinnern, und solchen für russische Schriftsteller, Komponisten und Kosmonauten sowie zur Erinnerung an die Stadtgründerin von Odessa, die deutschstämmige Zarin Katharina die Große, zu schaffen machen. Bei den Ideologiewächtern des ukrainischen Nationalismus in Kiew und der Westukraine scheint die Büste des sowjetischen Staatschefs unbemerkt geblieben zu sein, vor Ort hat sie niemanden gestört.

Nun sollte die "Dekommunisierung" in Kamenskoje auf Druck der Kiewer Zentralregierung nachgeholt werden: Das Präsidialamt setzte der örtlichen Verwaltung gar eine Frist für den Abriss der Breschnew-Büste. Die Frist ist verstrichen, das Denkmal steht weiter auf seinem angestammten Platz. Das Bürgermeisteramt von Kamenskoje erklärt dies damit, dass es nicht gelungen sei, Mittel für den Abriss aufzubringen.

Der Bürgermeister von Kamenskoje, Alexander Tschernyschew, erklärte auf Fragen der ukrainischen Presse, dass die Verwaltung die Frage des Abrisses der Breschnew-Büste "unbedingt in Betracht ziehen" werde, jedoch "nicht in naher Zukunft".

Ähnlichen Widerstand gegen die Vorgaben aus Kiew leisten derzeit Stadtrat und Verwaltung in Poltawa, die sich weigern, Denkmäler für den Poeten Alexander Puschkin und Zar Peter den Großen abzureißen. Dagegen wurde in der Bezirksstadt Dnjepropetrowsk (derzeit Dnipro) das Denkmal für Alexander Matrossow abgerissen, einen in der Stadt geborenen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg sein Leben geopfert hatte, indem er sich auf deutsches MG-Schützenfeuer geworfen hatte. Über den Abriss des Denkmals für die Stadtgründerin Katharina die Große in Odessa hatte RT berichtet

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