Europa

Großbritannien: Ukrainer entfliehen moderner Sklaverei

Viel erfährt man dieser Tage über die Flucht von Ukrainern über osteuropäische Grenzen. Doch in Großbritannien fliehen zahlreiche Ukrainer vor unsäglichen Arbeitsbedingungen in landwirtschaftlichen Betrieben und bezeichnen diese als "moderne Sklaverei".
Großbritannien: Ukrainer entfliehen moderner SklavereiQuelle: www.globallookpress.com © Alberto Pezzali/ZUMAPRESS.com

Hunderte von Ukrainern, die mit einem Saisonvisum nach Großbritannien gekommen sind, versuchen, der harten Arbeit auf Farmen zu entkommen, welche sie einem Bericht zufolge als "moderne Sklaverei" bezeichnen. Ukrainer machten im Jahr 2021 den weitaus größten Anteil der Arbeitnehmer mit Saisonarbeitervisa im Vereinigten Königreich aus. Von den 29.631 Visa, die im Rahmen der T5-Saisonarbeitsregelung ausgestellt wurden, gingen zwei Drittel (19.920) an Ukrainer, wie der Guardian berichtet. Demnach leben und arbeiten nun Hunderte von Ukrainern informell in Großbritannien, nachdem sie von landwirtschaftlichen Betrieben wegen der schlechten Arbeitsbedingungen geflohen sind.

Dass Saisonarbeiter, die im Rahmen eines 2019 gestarteten Post-Brexit-Pilotprogramms Obst und Gemüse ernten, "inakzeptablen" Bedingungen ausgesetzt waren, zeigte bereits eine Ende letzten Jahres veröffentlichte Untersuchung des britischen Innenministeriums und des Ministeriums für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra). Das Programm für Saisonarbeitskräfte wurde eingeführt, weil Großbritannien einen Mangel an Arbeitskräften für Erntearbeiten in landwirtschaftlichen Betrieben nach dem Austritt aus der EU befürchtete. In dem Regierungsbericht über die Situation von Arbeitskräften nach dem Brexit werden Probleme angeführt wie fehlende Gesundheits- und Sicherheitsausrüstung – die jedoch gesetzlich vorgeschrieben wäre –, Rassismus und Unterkünfte ohne Badezimmer, fließendes Wasser oder Küchen.

Dem Guardian schilderte eine ukrainische IT-Expertin mit zwei Universitätsabschlüssen, die von einem solcher Betriebe geflohen war, dass sie sich wie eine "Geisel im Vereinigten Königreich" fühlt, die wegen des Krieges nicht zurück nach Hause gehen kann, aber gezwungen sei, für ihren Lebensunterhalt niedere Arbeiten zu verrichten, obwohl sie sehr gut ausgebildet ist. Die Frau beschreibt die für sie "schlechteste Behandlung" ihres Lebens und wie sie und andere ukrainische Arbeiter auf den Farmen entrechtet worden sind, beispielsweise durch Suspension, nachdem sie gegen die widrigen Arbeitsbedingungen protestiert hatten. Viele der Arbeiter auf der Kirschfarm, auf der sie und ihr Freund arbeiteten, seien ebenfalls geflohen und die meisten würden versuchen, sich mit informellen Jobs in den Städten durchzubringen.

Wenn die Arbeiter mit Saisonarbeitsvisa im Vereinigten Königreich die Betriebe verlassen, sind ihre Möglichkeiten sehr begrenzt, da sie einerseits kein legales Visum mehr haben, in ihrem Land aber Krieg herrscht. Wie Dr. Dora-Olivia Vicol, Direktorin des Work Rights Centre, dem Guardian erklärt, sind viele von ihnen dann auf prekäre Arbeitsverhältnisse in der Schattenwirtschaft angewiesen. Sie sei "äußerst besorgt um die Sicherheit der Ukrainer, die vor den ausbeuterischen Arbeitsbedingungen auf britischen Farmen fliehen mussten". Da sie seitdem ohne Papiere sind, sollte das Innenministerium laut Dr. Vicol anerkennen, dass der Krieg in der Ukraine eine humanitäre Krise ist, und allen Ukrainern im Vereinigten Königreich, ob mit oder ohne Papiere, Schutz bieten.

Der schottische Flüchtlingsrat oder Scottish Refugee Council schätzt, dass sich bis zu 6.000 Ukrainer im Vereinigten Königreich aufhalten. Graham O'Neill, politischer Leiter des schottischen Flüchtlingsrats, sagte: "Es ist schrecklich, dass Hunderte von Ukrainern hier, die sich um Familie, Freunde und Kriegsverbrechen in der Heimat sorgen, nun mittellos sind, weil ihre Saisonvisa abgelaufen sind und sie vor den Bedingungen auf den Bauernhöfen fliehen mussten".

Saisonarbeiter fallen nicht unter die beiden bestehenden Klassen von britischen Regierungsprogrammen für ukrainische Flüchtlinge. Das Vereinigte Königreich plant, ab Mai Anträge für Verlängerungsprogramme von Menschen aus der Ukraine anzunehmen, bei dem Personen mit Saisonarbeitsvisa, die von Bauernhöfen geflohen sind, potenziell drei weitere Jahre bleiben können. Zwischenzeitlich verweist die britische Regierung darauf, dass Betroffene solcher Ausbeutung die Umstände der Polizei melden sollten.

Mehr zum Thema - Der Politik nicht mehr Wurst? – Keine Werkverträge mehr in Schlachtbetrieben

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.