Wird die Ukraine zum strategischen Erfolg für Washington?
von Rainer Rupp
In Berlin gibt es jetzt Friedensdemonstrationen gegen Russland. Dort protestieren in trauter Eintracht ukrainische Verehrer der SS und Anhänger des im Donbass operierenden Asow-Bataillons aus faschistischen Freiwilligen zusammen mit friedensbewegten Deutschen, inklusive jungen Linken. Von denen wissen wahrscheinlich nur wenige, mit wem sie da demonstrieren. Sie haben das von Bundesregierung und Medienkonzernen gezeichnete Bild vom Maidan-Putsch als eine "Revolution der Würde" verinnerlicht. Und sie haben keine Ahnung, dass mithilfe dieses US-bezahlten Putsches waschechte Faschisten, Joseph Goebbels- und Adolf Hitler-Bewunderer, mit dem Blut andersdenkender Ukrainer an den Händen, Schlüsselpositionen in den staatlichen Schaltstellen, vor allem in den Sicherheitsorganen der Post-Maidan-Ukraine besetzen.
Was mit der Ukraine seit dem blutigen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch außerhalb des belagerten und täglich beschossenen Donbass wirklich los ist, kann jeder Besucher schnell an den überall wie Pilze aus dem Boden geschossenen Denkmälern für die offiziell zu "Helden der Ukraine" erklärten NAZI-Kollaborateure sehen. Wie zum Beispiel Stepan Bandera, der mit seiner Hilfstruppe die Massenerschießungen von zig-tausenden Frauen und Kindern erledigte, wovor sogar die SS-Führung ihre eigenen Truppen schützen wollte, wegen der zersetzen psychologischen Wirkung solcher extremen Grausamkeiten. Vor diesem Hintergrund ist vollkommen unverständlich, dass die Denkmale für diese Bandera-Mörder in der Westukraine immer wieder mit frischen Blumen geschmückt werden.
Seit Beginn der russischen Operation zur Beendigung der ständigen Bedrohung des Donbass durch die faschistischen Bataillone und zur Demilitarisierung und Entnazifizierung der Rest-Ukraine befinden sich in Deutschland Politiker, Medien, Talk-Show-Sprechköpfe und selbst Vertreter der Gewerkschaften in einem Zustand ständiger Schnappatmung. Mit pseudo-intellektuellem Unsinn und emotionalem Gewusel versuchen sie sich in ihrer Anti-Putin-Hetze gegenseitig zu übertreffen. Mit selbstgerechter Überheblichkeit nimmt der Chor des Hasses und die Einstimmung der Masse auf Vergeltungsmaßnahmen gegen die bösen Russen immer gefährlichere Züge an.
Nüchterne Stimmen oder selbstkritische Fragen, wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, sind selten geworden. Es fehlt an rationalen Analysen, ob der Westen und womöglich auch die deutsche Bundesregierung wegen des desaströsen Auftretens von Bundeskanzler Scholz in Moskau auch an dieser Entwicklung eine Mitschuld trägt. Niemand scheint daran interessiert. Warum auch? Die Sache ist klar: Die Russen sind schuld!
Vor diesem Hintergrund ist es umso erfreulicher, dass es selbst in den USA Politiker gibt, die sich nicht der hysterischen Russenhatz verschrieben haben. So hat die allseits bekannte, demokratische Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard per Twitter wissen lassen:
"Dieser Krieg und dieses Leiden hätte leicht vermieden werden können, wenn Biden, US/NATO einfach die legitimen Sicherheitsbedenken Russlands in Bezug auf den Beitritt der Ukraine zur NATO anerkannt hätte, was bedeuten würde, dass US/NATO-Streitkräfte direkt an der russischen Grenze stationiert wären." (4:57 BIN · Februar 24, 2022 · Twitter Web A)
Vielleicht lohnt sich an dieser Stelle ein kurzer Rückblick. In den letzten Monaten hat der Westen vergeblich versucht, diesen von Präsident Putin thematisierten, fundamentalen Interessenkonflikt zwischen Russland und der US-geführten NATO mit zunehmend hysterischem Kriegsgeschrei auf den "Ukraine-Konflikt" und die angeblich "unmittelbar bevorstehende Invasion" zu verengen. Zugleich hatte eine Vielzahl von hochrangigen Treffen zwischen Russen und US/NATO-Vertretern in den unterschiedlichsten, diplomatischen Formaten stattgefunden. Aber mit Ausnahme des französischen Präsidenten, der die russische Forderung nach gleicher Sicherheit als "legitim" bezeichnet hatte, sind die USA und ihre westlichen Vasallen überhaupt nicht auf Russlands Kernproblem eingegangen. Nämlich auf die Forderung nach gleicher Sicherheit mit einer entsprechenden verbindlichen Garantie, und nicht nur schöne Worte.
Zuletzt ließ auch Kanzler Scholz den Kreml hochnäsig abblitzen und bestand auf der scheinheiligen US/NATO-Formel, dass jedes Land sein Militärbündnis selbst frei wählen kann – was die USA allerdings Ländern wie Kuba, Venezuela oder Nicaragua unter Gewaltandrohung verweigern.
Putin hatte derweil unmissverständlich klargemacht, dass eine weitere, sechste Welle der NATO-Ost-Expansion für Russland eine "rote Linie", also ein "Casus Belli" ist. Denn in der Realität bedeutet das, dass die NATO ein neues Mitglied auf Kosten der Sicherheit Russlands militärisch aufrüstet und die NATO-Infrastruktur noch näher an die Haustür Russlands heranschiebt. Zugleich hat der Kreml-Chef zwei weitere "rote Linien" als Kriegsgrund benannt:
- wenn die NATO oder ein einzelner NATO-Staat Atomwaffen und/oder entsprechende Trägersysteme in der Ukraine stationiert, und
- wenn die Bevölkerung im Donbass in Gefahr gerät, von den Nationalisten überrannt und abgeschlachtet zu werden.
Um von der Forderung nach gleicher Sicherheit abzulenken, hatten die USA/NATO seit Monaten tagtäglich versucht, die angeblich unmittelbar bevorstehende Invasion der Ukraine sprichwörtlich herbeizureden. Da Russland lieber weiterverhandelte, als die von Washington offensichtlich erwünschte Invasion zu starten, begannen die US/NATO-Falken zu befürchten, dass die Gelegenheit, einen Krieg in der Ukraine anzuzetteln, ungenutzt verstreichen würde. Denn für Washington geht es in dieser Krise nicht um die Ukraine, sondern darum, die bis dahin guten Beziehungen zwischen Russland und der EU – vor allem zwischen Russland und Deutschland – nachhaltig und langfristig zu vergiften.
Ein neuer Weg zu diesem Ziel war schnell gefunden. Den hatte Putin unbeabsichtigt mit seiner "roten Linie" Nr. 3 selbst gezeigt: Als er erklärt hatte, dass Russland nur dann in der Ukraine militärisch eingreifen würde, wenn es einen neuen massiven Angriff gegen die Bevölkerung im Donbass geben würde. Der folgte auf dem Fuße mit der massiven Ausweitung der Artillerie-Angriffe auf Dörfer des Donbass durch die der westukrainischen NAZI-Waffenbrüder. So haben die US-Kriegstreiber ihre russische Intervention doch noch bekommen. Und damit haben sie – zumindest kurz-, wenn nicht sogar mittelfristig – dank der Ukraine ihr strategisches Ziel erreicht.
Washington und die atlantischen Medienkonzerne beherrschen jetzt 24 Stunden, 7 Tage die Woche alle Kanäle mit dem Narrativ von der Ukraine als unschuldiges Opfer der russischen Aggressions- und Großmachtgelüste. Und die Strippenzieher in Washington haben sich davon nicht zu viel versprochen, wie die jüngsten Reaktionen ihrer Vasallen zeigen:
- eine neue starke Aufwertung der von dem Franzosen Macron bereits als "hirntot" bezeichneten NATO;
- einen dauerhaften Keil zwischen Deutschland und Russland und Schulterschluss mit NATO und Washington.
- das Ende von Nord Stream 2 ist erst der Anfang, denn US-Politiker haben bereits Nord Stream 1 im Visier;
- langfristig scharfe Sanktionen gegen Russland, die die Wirtschaft abtöten sollen.
Der Erfolg dieser Strategie hängt davon ab, ob Washington sein Narrativ mithilfe atlantischer Politiker und Medien in den nächsten Monaten fest in die Köpfe der Menschen in Europa transplantieren kann. Des Weiteren wird der US-Erfolg davon abhängen, wie schnell die Masse der Bevölkerung in Westeuropa die schlimmen Folgen der selbstzerstörerischen Wirtschaftssanktionen gegen Russland durch Inflation und höhere Arbeitslosigkeit in Ihren Geldbeuteln zu spüren bekommt, und ob sie dafür ihre politischen Führer verantwortlich macht, oder ob es denen mithilfe der Medien gelingt, auch dafür den Russen die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Das Europa der EU steht aktuell an einem Scheideweg. Die US-Operation in der Ukraine könnte historische Bedeutung erlangen, wenn es dazu kommt, dass die große Mehrheit der Menschen im westlichen Europa in den USA wieder den unersetzbaren Beschützer gegen die russischen Barbaren sehen. Dann wird Washington womöglich für viele weitere Jahre seine politische, wirtschaftliche und militärische Dominanz über Europa ungehindert ausleben können; zum Schaden aller Völker Europas. Nur wenn möglichst viele Menschen jetzt ihre Stimme erheben und ihre Mitmenschen über die Hintergründe aufklären, kann diese düstere Zukunft verhindert werden.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.